„Das System Pfarrhaus pflegen und bewahren“

Ausstellung „Leben nach Luther – Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses“

Friedrich Nietzsche war eins, Albert Schweitzer ebenso wie Hermann Hesse. Die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin, Elke Heidenreich und die RTL-Supernanny gehören dazu und, nicht zu vergessen, Angela Merkel. Sie alle sind Pfarrerskinder. Sie alle wuchsen in einem evangelischen Pfarrhaus auf.
„Die Ausstellung sollte nicht mit einer klassischen Vernissage begonnen werden“, erklärte Barbara von Bremen, Pfarrerin an St. Petri, „sondern nach der Feier eines Gottesdienstes eröffnet werden.“ So wurde „Leben nach Luther – Eine Kulturgeschichte des evangelischen Pfarrhauses“ im Anschluss an den feministischen Gottesdienst am letzten Sonntag im April in der Stadtkirche St. Petri eröffnet.
Besonders bedankte sich Barbara von Bremen bei Klaus Steenweg, Sparkasse Dortmund, und Wolfgang Weick, Museum für Kunst und Kulturgeschichte, deren großzügige und tatkräftige Unterstützung es ermöglichte, die Ausstellung in Dortmund zu zeigen.
In der „kulturhistorischen Gesamtschau“ sind allerdings keine originalen Exponate zu sehen. Die Wanderausstellung des Deutschen Historischen Museums Berlin zeigt dennoch Interessantes und Wissenswertes zur Entwicklung des evangelischen Pfarrhauses.
Auf großformatigen Stellwänden erfahren die Besucherinnen und Besucher zum Beispiel, was es mit dem „Pfarrer als Gentleman“ auf sich hat, wie sich die Kirchen politisiert haben und welche Haltung die evangelische Kirche nach dem Ersten Weltkrieg eingenommen hatte. Auch Kurioses und Skandalöses ist zu sehen. Letzteres hat mit einem Missionar und seiner Geliebten zu tun.
Ein liebevoll gestaltetes Modell verdeutlicht die Pfarrökonomie, Buttons der Friedensbewegung erinnern an die „friedensbewegten“ 1980er Jahre. Eine Video- und Audiostation fehlen ebenso wenig wie ein Hinweis auf Johanna Friederike Henriette Katharina Davidis. Deutschlands wohl berühmtester Kochbuchautorin ist die letzte Schautafel gewidmet. Was die wenigsten wissen: Auch sie wuchs in einem Pfarrhaus auf.
Obwohl der „Nimbus des Pfarrhauses Geschichte ist“, und „das patriarchalische Familienbild im 21. Jahrhundert nicht mehr gilt, ist es wichtig, das System Pfarrhaus zu pflegen und zu bewahren“, sagte Pfarrer Ulf Schlüter, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund zur Eröffnung der Ausstellung. Ein Grußwort sprach Bischöfin i. R. Bärbel Wartenberg-Potter, die zuvor im Gottesdienst predigte.

Ausstellung

„Leben nach Luther – Eine Kulturgeschichte des evangelischen
Pfarrhauses“ ist bis zum 31. Mai 2014 zu sehen.
Der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten
Dienstags bis freitags 11 bis 17 Uhr,
samstags 10 bis 16 Uhr und
sonntags 14 bis 18 Uhr.
Themenheft zur Ausstellung