01.07.2018

Auf Wiedersehen – nicht ‚Adieu‘

Superintendent Ulf Schlüter verabschiedete sich mit einem Gottesdienst in St. Reinoldi

Eigentlich war er schon nicht mehr Superintendent des Kirchenkreises, als sich Ulf Schlüter am Sonntag, 1. Juli bei seinen Gefährten, Mitstreiterinnen und Freunden aus Dortmund, Lünen und Selm verabschiedete. Im Rahmen eines Gottesdienstes in der Stadtkirche St. Reinoldi sagte der leitende Theologe seiner alten Wirkungsstätte ‚Auf Wiedersehen‘. Seit diesem Tag hatte er schon die Position des Theologischen Vizepräsidenten in der Evangelischen Kirche von Westfalen inne. Sein künftiger Dienstsitz ist Bielefeld. Dass er aber sicher häufig nach Dortmund – und auch auf die Kanzel in St. Reinoldi - zurückkehren werde, daran ließ der 56jährige Theologe keinen Zweifel.

Er habe sich den Predigttext nicht ausgesucht, er sei tatsächlich für diesen Sonntag vorgesehen, so Schlüter auf der Kanzel in St. Reinoldi. Und der stammt aus dem 1. Buch Mose und handelt von Abschied und Aufbruch. Abraham wird darin von Gott aufgefordert, Vaterland und Verwandtschaft zu verlassen und in ein neues Land zu ziehen. Er selbst sei eigentlich kein Aufbrecher und Wanderer, so Schlüter in seiner Predigt. „Und ganz ehrlich: ich hasse Abschiede“. Letztlich aber seien alle Menschen ausgesandt und für alle gelte dabei die Zusage, die Gott dem Abraham gemacht hatte: „Ich will dich segnen … und du sollst ein Segen sein.“ Das so Schlüter wünsche er sich persönlich für seine neue Aufgabe, und das wünsche er auch dem Kirchenkreis und allen die darin engagiert sind.

Zahlreiche Dortmunderinnen und Dortmunder waren gekommen, um sich von ihrem Superintendenten zu verabschieden. Darunter Kolleginnen und Kollegen im Pfarramt, Vertreter/innen aus Gemeinden, Presbyterien und anderen kirchlichen Gremien, Mitarbeitende aus den nichttheologischen Handlungsfeldern der Kirche in und um Dortmund, Familie, Freundinnen und Freunde und viele andere Gottesdienst-Besucherinnen und Besucher, die Schlüter noch einmal in Gottesdienst und Predigt erleben und ihm gute Wünsche mit auf den Weg geben wollten.

Ihnen allen gemein waren Bedauern und ein Hauch von Trauer. Denn Ulf Schlüter, der bis zum letzten Tag engagiert Dienst an Schreibtisch und Kanzel, in Versammlungen und Gremien getan hatte, genoss in Dortmund, Lünen und Selm hohes Ansehen und war weithin beliebt, auch wenn er – dem Amt geschuldet – hin und wieder Entscheidungen zu vertreten hatte, die nicht immer und überall auf begeisterte Zustimmung trafen.

Viereinhalb Jahre lang leitete Ulf Schlüter den Kirchenkreis, der zu Beginn seiner Amtszeit durch die Fusion von ehemals vier Kirchenkreisen neu entstanden war. Unter seiner Verantwortung gelang es, die Kirchenkreise weitgehend zu einer Einheit zu formen. Zahlreiche strukturelle Veränderungen und inhaltliche Neuzuschnitte regte Schlüter gemeinsam mit seinen beiden ständigen Stellvertretungen Andrea Auras-Reiffen und Michael Stache an und setzte sie um. Nicht zuletzt eine verstärkte öffentliche Wahrnehmung der evangelischen Kirche in Dortmund lag Ulf Schlüter am Herzen. Letztlich setzte er sich ein für die Erarbeitung von konzeptionellen Leitlinien für den Kirchenkreis. Diese ‚Leitplanken für die Arbeit‘ wurden auf der Synode im Juni dieses Jahres verabschiedet.

Auch in seiner künftigen Funktion will das „Kind der Volkskirche“, wie Ulf Schlüter sich selbst nennt, inhaltliche Akzente setzen und Strukturen mitgestalten – dann auf Ebene der westfälischen Landeskirche. Dass evangelische Kirche sich, auch bei abnehmenden Mitgliederzahlen, nicht in fromme Zirkel zurückziehen möge, ist eines der erklärten Ziele, die Schlüter beschreibt. Vielmehr will er auch künftig für Offenheit, gesellschaftliche Verantwortung und die Bündelung von Kompetenzen stehen.

Dass er bei Gottesdienst und anschließendem, bewusst einfach gestaltetem Empfang der Kirche seiner Heimatstadt nicht ‚Adieu‘ sagte, darüber freute sich auch Reinoldi-Pfarrerin Susanne Karmeier. Wie der Ständig Stellvertretende Superintendent Michael Stache bedankte sie sich vor der Gottesdienstgemeinde bei Ulf Schlüter für die außerordentlich gute Zusammenarbeit und die Kollegialität im Miteinander. So erwiderte sie vielmehr Ulf Schlüters Gruß ‚Auf Wiedersehen‘. Anlässe dafür wird es viele geben, nicht erst beim großen Kirchentag im kommenden Jahr.

Foto: Stephan Schütze
Ulf Schlüter im Gottesdienst zu seinem Abschied in St. Reinoldi. Foto: Stephan Schütze