Dortmund überrascht

Dortmund überrascht - so lautet der Imageslogan der Stadt Dortmund. Das gilt auch für den Interreligiösen Dialog. Über Jahrzehnte sind hier Projekte entstanden, die ihresgleichen suchen. Eine erste Orientierung finden Sie in der Ausstellung Dortmund interreligiös.

Pfarrer Stiller ist einer der Dialogbeauftragten des Ev. Kirchenkreises Dortmund, ist also im christlich-islamischen und im christlich-jüdischen Dialog aktiv. Trialogische Projekte liegen ihm besonders am Herzen. Sie sind immer noch nicht selbstverständlich.

Christen, Juden und Muslime sind als Abrahamsreligionen verbunden. Sie glauben alle an einen Gott, sind also monotheistisch. Gut, dass es seit 2006 einen Dialogkreis der Abrahamsreligionen gibt, in dem die offiziellen Dialogbeauftragten der Religionsgemeinschaften zusammenarbeiten. Er versteht sich als Vorform eines Rates der Religionen, den es in Dortmund noch nicht gibt.

Fußball verbindet, auch die Religionen. Darum gibt es in Dortmund seit mehr als zehn Jahren das "Fußballturnier der Religionen". Ein bundesweit einmaliges Projekt, das der DFB 2012 sogar mit seinen Integrationspreis ausgezeichnet hat. Einmal im Jahr spielen evangelische Pfarrer gegen muslimische Imame - und ein jüdischer Schiedsrichter pfeift.

Die Trikots vom ersten Spiel liegen inzwischen im Haus der Geschichte, dem Museum der Bundesrepublik in Bonn."Jetzt sind Sie ein Teil der deutschen Geschichte", meinte der Museumsleiter bei der Übergabe. 

Etwas Besonderes ist mittlerweile die Dortmunder Selbstverpflichtung. Ein kurzer Text, der in wenigen Sätzen die gemeinsame Grundlage des Dialogs in Dortmund beschreibt. Er wird inzwischen bei vielen Gelegenheiten mit den Teilnehmenden gesprochen.

Foto: Stephan Schütze
Fußballturnier der Religionen

Konkrete Schritte vor Ort gehen

Noch immer gibt es Angst und Ablehnung vor Muslimen und dem Islam.  Mehr als die Hälfte der Deutschen hat zum Teil erhebliche Schwierigkeiten, den Islam positiv zu sehen.

Die Evangelische Kirche setzt sich für den Dialog ein, seitdem muslimische Menschen in größerer Zahl mit uns zusammen leben. Auch wenn es dabei Konflikte und Kontroversen gab und gibt, bleibt die Grundrichtung eindeutig: Wir wollen in Frieden mit unseren muslimischen Nachbarn zusammenleben. Der Dialog der Religionen ist alternativlos. Nur wer sich begegnet und sich persönlich kennen lernt, kann Vorurteile abbauen, aber auch anstehende Probleme miteinander diskutieren. Darum sind und bleiben persönliche Begegnungen und der Besuch in den Gotteshäusern die wichtigste Aufgabe des Dialogs.

Pfarrer Stiller ist der Islambeauftragte des Evangelischen Kirchenkreises. Er vertritt diesen in der Westfälischen Islambeauftragtenkonferenz. Dort ist er seit 2016 Vorsitzender des Geschäftsführenden Ausschusses und westfälischer Vertreter in der Verbindungsgruppe Islam der Evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen. Er steht für Anfragen und Vorträge in den Gemeinden zur Verfügung. Pfarrer Udo Kytzia ist Islambeauftragter für Lünen.

Die Internetseite der Westfälischen Landeskirche zum Dialog bietet laufende Informationen und Materialien zur Dialogarbeit der Kirche, wie zum Beispiel die Orientierungshilfe "Christen und Muslime", die Broschüre zu multireligiösen Feiern zum Schulanfang und zum Kopftuch.

Christlich-islamischer Dialog der EKvW

Grundlage der Dialogarbeit des Kirchenkreises ist der Beschluss der Kreissynoden von 2006.

1998 wurde die Dortmunder Kontaktgruppe der Kirchen mit den Moscheevereinen gegründet. Als wichtigen Meilenstein der Dialogarbeit in der Stadt veröffentlichte sie das Dortmunder Moscheeverzeichnis von 2001, damit Ängste abgebaut und konkrete Kontakte möglich sind. Heute pflegen die kirchlichen Islambeauftragten Kontakt zum Rat der muslimischen Gemeinden, den es seit 2008 gibt.

Jedes Jahr versenden die Kirchen einen ökumenischen Gruß in Form eines Ramadanbriefes an die Muslime in der Stadt zum Ramadanfest. Die Moscheevereine wiederum laden regelmäßig zum Fastenbrechen ein. Und manche versenden inzwischen sogar persönliche Grüße an christliche Bekannte zum Weihnachtsfest …

Jesus, der Jude ...

Der christlich-jüdische Dialog findet vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte und dem Grauen des Holocaust statt. Die ehrliche Auseinandersetzung mit der vielfach antijüdischen, wenn nicht antisemitischen Geschichte der Kirche, bis hin zu den kritikwürdigen Äußerungen Martin Luthers, sind Bestandteil des Dialogs.

Die Evangelische Kirche von Westfalen hat sich in der Nachkriegszeit zunehmend mit dem Verhältnis zum Judentum auseinandergesetzt. Neben der praktischen Versöhnungsarbeit, die anfangs insbesondere in den Christlich-Jüdischen Gesellschaften geschah, wurde auch die theologische Aufgabe immer deutlicher erkannt. So kam es schließlich zur Änderung der Kirchenordnung. Seitdem ist in der Grundordnung der Landeskirche von "Jesus, dem Juden" die Rede.

Partner für den Christlich-Jüdischen Dialog in Dortmund ist die jüdische Kultusgemeinde in der Prinz-Friedrich-Karl-Strasse. Seit Anfang der neunziger Jahre ist sie davon geprägt, dass viele Menschen aus den GUS-Staaten eingewandert sind. Seitdem ist Russisch die zweite Gemeindesprache. Dies stellt eine Herausforderung für die Gemeinde selbst dar. Dadurch hat sie aber auch wieder eine beträchtliche Größe erreicht und ist zu einer vitalen und aktiven Gemeinde geworden. Von 2004 bis 2016 war Avichai Apel der Rabbiner der Gemeinde, von 2016 bis 2020 Baruch Babaev. Beide waren im Dialog aktiv.

Jüdische Kultusgemeinde Dortmund

Der Kirchenkreis hält den Kontakt über Gespräche auf Vorstandsebene, Arbeitsgespräche mit dem Rabbiner und auch über den Dialogkreis der Abrahamsreligionen.

Pfarrer Friedrich Stiller und Pfarrerin Annette Back, Kirchengemeinde Wellinghofen, sind die Synodalbeauftragten für den christlich-jüdischen Dialog.

Von Anfang an unterstützt der jüdische Sportclub Makkabi das Fußballturnier der Religionen. Seit 2011 ist auch die jüdische Jugendgruppe Emuna engagiert. Die Tanzgruppe Harimon ist bei vielen gemeinsamen Veranstaltungen dabei.  

Auch in der Landeskirche Westfalen gibt es einen Arbeitsbereich für christlich-jüdischen Dialog. Dort finden sich wichtige Materialien und überregionale Kontakte.          

Christlich-Jüdischer Dialog der EKvW

Brückenbauer

Seit 2006 treffen sich die Dialogbeauftragten der beiden Kirchen, der Muslime und der jüdischen Kultusgemeinde. Als offizielle Vertreter der Religionsgemeinschaften bilden sie so etwas wie einen Rat der Religionen, den es in Dortmund noch nicht gibt. Sie suchen vertrauensvolle Zusammenarbeit von Christen, Juden und Muslimen auf der Basis der Dortmunder Selbstverpflichtung. So setzen sie ein Zeichen für Respekt und Toleranz. Vor allem aber treten sie gemeinsam für den Frieden in der Stadt ein.

Gegenseitige Besuche bei religiösen Feiern, Führungen in den Gotteshäusern und Informationsabende über religiöse Themen werden regelmäßig angeboten. Intern wird fortlaufend die häufig komplizierte Lage aus Sicht der Religionsgemeinschaften erörtert.

Grundlage ist die Dortmunder Selbstverpflichtung. Drei Theologen haben sie gemeinsam ausgelegt.

Mehr Informationen finden Sie auf der Website des Dialogkreises

Dortmunder Dialogkreis der Abrahamsreligionen

Aktuelle Mitglieder des Dialogkreises Pfarrer Friedrich Stiller, Dialogbeauftragter des Evangelischen KirchenkreisesThomas Renneke, Dialogbeauftragter der Katholischen StadtkircheRabbiner Baruch Babaev, Jüdische Kultusgemeinde, bis 2020Alexander Krimhand,  Religionslehrer, Jüdische KultusgemeindeAhmet Aweimer, Rat der muslimischen Gemeinden in DortmundN.N., Dortmunder DITIB-Moscheen Kurze Geschichte

April/Mai 2020 „Licht der Hoffnung“, Gebetsaktion mit Videobotschaft anlässlich der Corona-Pandemie (1.  Lockdown), täglich um 19.30 Uhr.

Seit 2016 präsentiert sich der Dialogkreis beim Dortmunder Toleranzfest DortBUNT und gestaltet das interreligiöse Friedensgebet der Religionen zu Beginn.  

2015 wurde die Toleranz-Kampagne"Wir alle sind Dortmund" mit der Stadt Dortmund initiiert. Viele Organisationen und Persönlichkeiten der Stadt haben sich ihr angeschlossen.

2014 wurde auch eine vollkommen neue und sehr erweiterte Fassung der Ausstellung "Dortmund interreligiös" veröffentlicht.

2011 - 2013 wurden auf Initiative des Oberbürgermeisters interreligiöse Begegnungsabende unter dem "Friedenslicht der Religionen", einem Lichtkunstwerk eines Dortmunder Künstlers, in Dortmunder Stadtteilen organisiert.

2006 - 2009 wurde eine jährliche Veranstaltungsreihe durchgeführt zu der Frage, inwieweit Religionen bei der Integration hinderlich sind oder diese befördern. Damals hieß der Dialogkreis "Arbeitskreis Religion und Integration" und war Teil des Dialogkreises "Integration Mit Aufrechtem Gang".

Ausstellung Dortmund interreligiös Dialog in Bildern und Geschichten

Dortmund ist eine Hochburg des Dialogs der Religionen. Seit vielen Jahren gibt es eine Reihe aktiver Dialogprojekte. Trotz mancherlei Probleme ist der Wille der Beteiligten, die Menschen unterschiedlicher Religionen einander näher zu bringen und so Vorbild zu sein für das Miteinander in der Gesellschaft. Die Ausstellung "Dortmund interreligiös" gibt einen guten Überblick über die Grundlagen des Dialogs, die konkreten Projekte und die Erfahrungen auf dem gemeinsamen Weg. Außerdem zeichnet sie in einmaliger Weise die Geschichte des interreligiösen Dialogs in Dortmund seit 1945 nach.

Eine einmalige Ausstellung, die seit 2010 bereits mehrfach gezeigt wurde. Am 2. Juni 2014 wurde eine deutlich erweiterte und aktualisierte neue Fassung der Ausstellung im Dortmunder Rathaus in Anwesenheit des Oberbürgermeisters und der leitenden Geistlichen eröffnet und anschließend mehrere Wochen in der "guten Stube" der Stadt gezeigt.

Sie können die Ausstellung auch ausleihen. Sie besteht aus 12 standsicheren Rollups im Format 80 × 200cm. Zusätzlich beraten wir Sie, wie Kultgegenstände der Religionen und aktuelle Informationen für die Besucher präsentiert werden können. Die Ausleihe ist kostenlos. Der Abschluss einer Versicherung oder eine entsprechende Sicherheitsleistung wird erwartet. Der Transport in einem PKW ist möglich.

Dortmunder Selbstverpflichtung

Die Dortmunder Selbstverpflichtung geht auf den Dortmunder Dialogkreises der Abrahamsreligionen zurück und wird seit vielen Jahren seinen Dialogveranstalungen mit den Teilnehmenden gesprochen. Seit 2007 hat auch der Trägerkreis des FdR diesen besonderen Brauch übernommen und markiert so die spirituelle Mitte der Veranstaltung.

Wir wollen einander mit Respekt begegnen.

  • Wir wollen die gegenseitigen Vorurteile im Gespräch abbauen.

  • Wir wollen einander besser kennen lernen.

  • Wir wollen den Glauben des anderen respektieren.

  • Wir wollen einmal jährlich gemeinsam feiern.

  • Wir bitten gemeinsam um Geduld, wenn wir auf dem Weg zueinander nur langsam vorankommen.

    Toleranz-Kampagne

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