Martin Luther und die Hexen?

1570 wurde Dortmund endgültig evangelisch. Nach 1580 erlebte sie eine Welle der  Hexenverfolgungen. Martin Luther und die Protestanten waren am Hexenwahn beteiligt 

Als der Rat der Stadt sich vor einigen Jahren mit der Rehabilitierung befasste, räumte der leitende Geistliche in Dortmund eine Mitschuld der Kirche ein.

Alter Markt mit Blick auf die Gasse Am Trissel, deren Name an den historischen Pranger auf diesem Platz erinnert. 

Die Gasse am Trissel zwischen Westenhellweg und Altem Markt erinnert an einen mittelalterlichen Drehkäfig, in dem Delinquenten wie an einem Pranger öffentlich zur Schau gestellt wurden. Dieser sogenannte Trissel stand nahe des Marktbrunnens an der Westseite des Alten Markts, der das Zentrum des Stadtlebens bildete. 

Unklar ist, welche Rolle er bei der Hexenverfolgung spielte, die in Dortmund ihren Höhepunkt um die 1580er Jahre erlebte, nachdem die Stadt protestantisch geworden war. An dem Aberglauben, der den Hintergrund der Hexenverfolgen bildete, in dem Sündenböcke etwa für Missernten und Krankheitsepidemien verantwortlich gemacht wurden, war der Reformator Martin Luther nicht ganz unbeteiligt. Denn er schrieb 1518:  „[…] die mit dem Teufel ein Bündnis eingehen, können durch Zauberei die Leute blind, lahm, krank machen und töten, wie ich es öfter selbst gesehen habe. Zudem können sie Ungewitter hervorbringen, Früchte auf dem Feld verderben und das Vieh umbringen.“

Man muss leider sagen, dass Martin Luther und die Protestanten tatsächlich am Hexenwahn beteiligt waren. So kam es beispielsweise 1540 zu Lebzeiten Luthers in Wittenberg, dem Zentrum der Reformation, zu einer Verbrennung von zwei Frauen und zwei Männern. Wir wissen das, weil der eng mit Luther verbundene Maler Lukas Cranach d. J. die Szene in einem Stich festgehalten hat.

Die Evangelische Kirche von heute versteht dieses Denken als zeitgebunden und bekennt sich zu ihrer Mitschuld. So auch im Jahr 2014 in Dortmund, als der Rat der Stadt sich mit der Rehabilitierung Dortmunder Opfer befasste. Der damalige leitende Geistliche in Dortmund hat eine Mitschuld der Evangelischen Kirche als Teil der Bürgergesellschaft in einer Stellungnahme anerkannt, da im 16. Jahrhundert der Rat der Stadt evangelisch geprägt war. Auch die Errichtung eines Hexendenkmals wurde von ihm unterstützt. Ein geeigneter Ort wäre die damalige Hinrichtungsstätte. Sie lag außerhalb der Stadtmauern am heutigen U-Turm.