Seit September 2011 betreibt der Ev. Kirchenkreis Dortmund im Rahmen seiner Partnerschaft mit dem Kirchenkreis Bolenge/Kongo ein Ambulanzboot an den Flüssen Kongo, Ubangi und Ngiri in der Demokratischen Republik Kongo.
Ziel: Die medizinische Basisversorgung für sehr entlegene, nur per Boot erreichbare Dörfer des Partnerkirchenkreises Bolenge. Dort leben bis zu 80.000 Menschen, die bis 2011 keinen Zugang zu medizinischer Versorgung hatten – die meisten hatten noch nie einen Arzt gesehen, bis Dr. Yoursen Bosolo mit dem Ambulanzboot zu ihnen kam.
Ein Hausboot, das vor Ort auf drei traditionellen Einbaumbooten (Pirogen) gebaut worden ist, mit zwei Außenbordmotoren betrieben – eine absolut angepasste Technologie, die sich sehr bewährt hat – stabil und vor Ort reparierbar und offenbar nicht attraktiv für Diebstahl, Plünderung etc.
Ein hochengagiertes, unermüdliches, uneigennütziges einheimisches Team, an der Spitze Dr. Yoursen Bosolo (Jg.1974) als Motor, Herz und Kopf des Projektes, zwei weitere Ärzte, ein Arzt im Praktikum, eine Hebamme, zwei Krankenpfleger, ein Laborant, eine Apothekerin, zwei Expertinnen für Familienplanung bzw. HIV-AIDS-Prävention und ein technischer Helfer, sowie zwei Bootsführer. Weitere junge Ärzte nehmen inzwischen gern an den Fahrten teil, weil sie hier Gelegenheit haben, sich fortzubilden an Geräten, die es sonst in der Region nicht gibt.
Behandelt werden können: Malaria, Durchfälle, Atemwegserkrankungen, sexuell übertragbare Krankheiten, HIV/AIDS, Verletzungen, Unterernährung, Wurmkrankheiten, Verbrennungen, komplizierte Geburten, Operationen wie Leistenbrüche, Blinddarm, Zysten, Kaiserschnitte, Hauttransplantationen u. ä.
Auf bisher 65 Touren (Stand: Dezember 2022) konnten seit Ende 2011 ca. 60.000 Behandlungen und etwa 3.500 Operationen durchgeführt werden. Vielen Menschen wurde so das Leben gerettet. Auch konnte in der Region die hohe Sterblichkeitsrate von Müttern und Kindern bei Geburten gesenkt werden. Das Ambulanzboot macht pro Jahr sechs bis acht Touren in die entlegenen Gebiete. In der übrigen Zeit arbeiten die Ärzte im Krankenhaus von Bolenge, dem Zentrum der Protestantischen Jüngerkirche in der Äquatorprovinz.
Die Menschen in den Dörfern sind unendlich dankbar für die medizinische Versorgung und zahlen, wenn möglich, 1 bis 10 Dollar pro Behandlung bzw. Medikamente. Das Geld geht an die kleinen örtlichen Gesundheitszentren, die die Nachbehandlung in den Dörfern machen. Auf diese Weise werden die örtlichen Strukturen unterstützt und erhalten.
Hauptsächlich von Dortmunder Spender*innen – initiiert vom Bolengepartnerschaftskreis und als Projekt getragen vom Ev. Kirchenkreis Dortmund, der Dr. Yoursen Bosolo mehrfach, zuletzt zum Ev. Kirchentag 2019 eingeladen hat, maßgeblich unterstützt vom ehemaligen Oberbürgermeister Dortmunds Ullrich Sierau, der Dr. Bosolo sehr schätzt, sowie der Vereinten Evangelischen Mission. Seit 2019 beteiligt sich die Else Kröner-Fresenius-Stiftung an den Kosten des Projektes.
Unser Bolenge-Echo erscheint drei- bis viermal im Jahr.
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Der Leiter des Ambulanzboots, Dr. Yoursen Bosolo, nimmt auf Einladung des WWF teil am World Health Summit in Berlin. Er stellt Konzept und Arbeit des Ambulanzbootes in einem Workshop zum Thema Delivering Mobile Health in Remote Regions einem internationalen Publikum vor.
Beim EBOLA-Ausbruch in der Äquatorprovinz im Kongo ist es das Ambulanzbootteam mit Dr. Bosolo, das unter hohem eigenen Risiko sofort in die entlegenen Dörfer aufbricht, um die Menschen aufzuklären und ihnen, dank Dortmunder Soforthilfe, Schutzmaterial, Fieberthermometer und fiebersenkende Medikamente zu bringen - lange bevor die Internationale Hilfe eintrifft. Dr.Bosolo hat einen großen Anteil daran, dass dieser EBOLA-Ausbruch wenige Monate später beendet werden konnte.
Dr. Bosolo nimmt auf Einladung der AU teil an der Conference-africaine-medicine-d’urgence in Rwanda teil. Dort stellt er ebenfalls das Ambulanzboot mit großem Erfolg als Modell solcher Notversorgung vor.
Dr. Bosolo kann durch unsre Initiative eine gynäkologische Fortbildung für Fisteloperationen bei Friedensnobelpreisträger Dr. Denis Mukwege in der Panziklinik in Bukavu/Ostkongo machen. Seitdem identifiziert er bei den Ambulanzboottouren betroffene Frauen und Kinder, die aufgrund von Vergewaltigungen oder Geburtskomplikationen zumeist von ihren Familien verstoßen sind und operiert sie seit 2020 am Krankenhaus von Bolenge in einer eigens eingerichteten Abteilung.
Dr. Bosolo nimmt auf Einladung von WHO und Gesundheitsministerium teil am 1. Symposion für Medicine d’urgence der DRC in Kinshasa. Er ist einer von 30 Experten und kann auch dort das Ambulanzboot als vielbeachtetes Modell einer Notversorgung vorstellen.
Sofort nach dem Corona-Ausbruch in der Demokratische Republik Kongo hat das Ambulanzbootteam seine geplante 49. regelrechte Tour in die entlegenen Dörfer abgesagt, um zu verhindern, dass sich dort wie üblich Hunderte in der Erwartung medizinischer Behandlung versammeln und so das Virus möglicherweise verbreiten.
Stattdessen wurde vom 4.-12.April 2020 eine Sensibilisierungstour gemacht.
Mit reduzierter Mannschaft und motorisiertem Einbaumboot hat Dr. Bosolo:
Anfang Mai hat das Ambulanzbootteam eine ähnliche Tour zu den entlegenen Landgemeinden unseres Partnerkirchenkreises gemacht.
Für beide Touren hat der Ev. Kirchenkreis zusammen mit dem WWF und der EKF- Stiftung jeweils15.000 US Dollar zur Verfügung gestellt.
Wir müssen davon ausgehen, dass der Kampf gegen das Corona-Virus auch im Kongo noch lange Zeit andauern und auch von unsrer Seite weitere finanzielle Mittel erfordern wird.
Agenda – Siegel für Nachhaltige Entwicklung der Stadt Dortmund
Bundesverdienstkreuz für Pastorin i.R. Dorothea Philipps, Initiatorin des Projekts
Dorothea Philipps, Mai 2020
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