11.10.2018

Auf Wohnungssuche

„arm in Arm“ engagiert sich für bezahlbaren Wohnraum

Dortmund hat ein Problem, ein Wohnungsproblem. Das Angebot ist knapp, die Preise sind in den letzten Jahren teils sprunghaft gestiegen. „Je kleiner der Geldbeutel,  umso schwieriger ist es, angemessenen Wohnraum zu finden.“ Mit diesen Worten eröffnete die Dortmunder DGB-Vorsitzende Jutta Reiter eine Veranstaltung des Netzwerks „arm in Arm“ zur Situation auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt. Mit dabei bei dem Netzwerk sind zahlreiche Dortmunder Organisationen, auch die Evangelische Kirche und die Diakonie.

„Wohnen ist ein Menschenrecht“, so war die Veranstaltung überschrieben. Sie sollte der Beginn eines Verständigungsprozesses zwischen Kommune und verschiedenen Initiativen sein.  Ludger Wilde, Dezernent für Umwelt, Planen und Wohnen machte deutlich: „Wohnraum muss verfügbar sein“, und er ergänzte „diskriminierungsfrei verfügbar“. Er müsse bezahlbar sein und eine angemessene Qualität haben. Allerdings würde die Bautätigkeit in Dortmund nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Dabei geht es vor allem um preiswerten Wohnraum, aber auch um Wohnungen im mittleren Preissegment. Denn, so rechnete Thomas Böhm, Leiter des Amtes für Wohnen und Stadterneuerung, vor: „Rund 50 Prozent der Haushalte haben einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein, 105.000 Menschen beziehen Transferleistung.“ Für Böhm ist klar: weder könne die Nachfrage nach preiswertem Wohnraum durch den vorhandenen Bedarf gedeckt werden, noch sei die Bautätigkeit, trotz Anstieg, bedarfsdeckend.

Was bedeuten diese allgemeinen Zahlen konkret? Für Sozialleistungsempfänger, so Martin Grebe vom Mieterverein Dortmund, sei es „unwahrscheinlich schwer“ geworden, Wohnraum zu finden, der die Angemessenheitsgrenze der Miete nicht überschreitet. Elfi Herweg vom Frauenzentrum Huckarde berichtete von einem alleinerziehenden Vater mit vier Kinder, die in einer 2 ½ Zimmer-Wohnung auf 48 Quadratmeter leben. Vergleichbare Probleme haben Studierende, Rentner oder Behinderte. Ganz besonders hart trifft es die Wohnungslosen. Reinhard Stobbe-Somberg von der Zentralen Beratungsstelle für Wohnungslose (ZBS) der Diakonie, die im letzten Jahr 1.800 Wohnungslose beraten hat, sieht ein riesiges Problem, Wohnungslose in bezahlbare Wohnungen unterzubringen. Die Vorurteile von Vermietern –Vandalismus, Saufgelage und Schulden – seien zu groß. Dabei sind seine Klienten „hochmotiviert, wieder Arbeit und Wohnung zu finden.“ Auf die Folgekosten der Wohnungslosigkeit machte Thomas Bohne, Leiter der ZBS, aufmerksam. Er beklagte allerdings, dass es darüber keine Studie gebe.

Um die Probleme zu lösen, sieht Tobias Scholz vom Mieterverein auch und vor allem die Stadt in der Pflicht. Seine Stichworte sind Sozialer Wohnungsbau, Kommunaler Wohnungsbau, Vorkaufsrechte und Ankauf von Beständen zu angemessenen Preisen. Ludger Wilde machte zwar deutlich, dass die Stadt „keine Wohnungsbauunternehmen“ ist, verwies aber auf städtisches Engagement. Und er sieht einen kleinen Lichtstreifen am Horizont. Das Problem werde zwar nicht verschwinden, „doch es wird kleiner werden.“

 

Foto: Stephan Schütze
Vertreter der Stadt, von Initiativen und Wohlfahrtsverbänden beleuchteten die Situation auf dem Dortmunder Wohnungsmarkt. Foto: Stephan Schütze