„Ich finde diese Art der Pfarrkonvente sehr gut. Wir erfahren mehr über die Stadt, in der und für deren Menschen wir arbeiten, und bringen uns als Gesprächspartner wieder ins Spiel.“ Einmal im Monat treffen sich die Pfarrerinnen und Pfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund zu ihrem kollegialen Austausch. Die Theologische Leitung informiert dann über anstehende Termine, oft steht ein spezielles Thema auf der Tagesordnung, zu dem sich ausgetauscht wird. Ein besonderes Highlight sind für die fast 100 Pfarrpersonen alljährlich die jeweils drei Betriebsbesuche, die vom Referat für Gesellschaftliche Verantwortung nach den Sommerferien organisiert werden. Über den Tellerrand schauen, neue Einblicke in Bereiche bekommen, die das Leben viele Menschen in Dortmund beeinflussen – die Pfarrerinnen und Pfarrer schätzen diese besondere Art des „Betriebsausflugs“, wie die oben zitierte Rückmeldung zeigt. „Zukunft im Dortmunder Hafen“, „Starke Frauen. Frauen im Handwerk“ und „Arbeitsbedingungen in der Systemgastronomie“ waren in diesem Jahr die Themen, unter denen die Theolog*innen auswählen konnten.
„Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie bei McDonalds gegessen“, gestand Pfarrerin Sabine Breithaupt-Schlak beim Besuch der Burger-Filiale an der B1. Nun bekam sie nicht nur einen Kaffee, zugegeben unerwartet in Porzellan serviert, sondern konnte sich bei Geschäftsführer Axel Kirsch und Filialleiterin Olga Schellenberg auch ein eigenes Bild von den Abläufen in einem gut frequentierten Fastfood-Restaurant machen. Mit „Kochen“ hat die Zubereitung der Speisen wenig zu tun, besteht die Hauptarbeit der knapp 70 Mitarbeitenden doch darin, in einem konsequent standardisierten Verfahren Lebensmittel zu erwärmen und so zusammenzustellen, dass sie überall auf der Welt gleich schmecken. „Selbst die Kartoffellänge ist definiert“, schmunzelt der Chef, der „etwa dreimal pro Woche beim McDonalds isst“. Die Monotonie auf der Speisekarte habe auch Vorteile: „Man weiß bei uns immer, was einen erwartet“.
Sterneköche sucht man in der Küche vergebens – aber dafür sei der Burger-Tempel ein Ort, an dem Menschen eine Chance bekommen, darauf legt Axel Kirsch großen Wert: „Woher jemand kommt, ist für uns völlig egal – wer ins Team passt und arbeiten will, ist uns willkommen.“ Und im Gegensatz zu anderen Betrieben könnten sich die Mitarbeitenden, von denen etwa 30 Prozent einen Migrationshintergrund haben, gewerkschaftlich organisieren und erhalten Tariflohn. Anders als in vielen anderen Betrieben, die für einen Besuch denn auch gar nicht zur Verfügung standen …
„Die Betriebsbesuche erden uns“, bedankte sich die Stellvertretende Superintendentin Leonie Grüning nach dem Blick hinter die Kulissen.
Dreh- und Angelpunkt für Waren aus aller Welt
Pfarrer*innen sehen den Dortmunder Hafen mit anderen Augen
Ende August besuchten Mitglieder des Pfarrkonvents des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund den Dortmunder Hafen und die Dortmunder Hafen AG. Die Vorständin der Dortmunder Hafen AG, Bettina Brennenstuhl, begrüßte die Gäste im Alten Hafenamt. Der Dortmunder Hafen ist mit einer Wasserfläche von 35 Hektar und 170 Hektar Gesamtfläche der größte Kanalhafen Europas. Bettina Brennenstuhl betonte die wirtschaftliche Bedeutung des Hafens, der trotz seiner Größe von Dortmunder Bürger*innen oft nicht wahrgenommen wird. „Dabei trägt der Hafen wesentlich zur regionalen Wirtschaft bei“, erklärte Brennstuhl. Insbesondere durch Unternehmen wie IKEA. Das Europa-Zentrallager des schwedischen Konzerns liegt nördlich des Hafens. Etwa 20.000 Container werden für den Möbelriesen jährlich abgewickelt – vom Teelicht bis zum Billy-Regal werden von Dortmund aus alle Ikea-Filialen in Europa beliefert. Aber auch für den Umschlag anderer Konsumgüter, die in Container transportiert werden, ist der Hafen wichtig. „Er spielt eine wichtige Rolle im Containerverkehr sowie im Umschlag von Massengütern“, berichtete die Vorständin.
Container-Terminal Dortmund ist wichtiger Umschlagplatz im Warenverkehr
Deshalb war ein weiterer Teil des Besuchs der Besuch des Container-Terminals Dortmund (CTD). Dort gab es einen Einblick in die Abläufe und die Bedeutung des Hafens für den Warenverkehr. Thorsten Schütte, Geschäftsführer der Dortmunder Container Terminal GmbH (CTD), informierte über die wichtigen Entwicklungen und Aufgaben des Unternehmens. Das Terminal wurde 1989 in Betrieb genommen und spielt eine zentrale Rolle im Güterumschlag der Region. Neben dem Hauptterminal betreibt CTD seit 2015 ein weiteres Terminal, das als bimodales Terminal den Umschlag zwischen Schiene und Straße ermöglicht. Dieses Terminal ist mittlerweile doppelt so groß wie das ursprüngliche Terminal.
Das CTD kann an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr sechs Züge gleichzeitig abfertigen. Der kombinierte Verkehr zwischen Wasser, Schiene und Straße ist ein zentraler Bestandteil der Arbeit im Dortmunder Hafen. Schütte betonte zudem die Bedeutung des Strukturwandels in Dortmund. Mit dem Niedergang der Stahl- und Kohleindustrie habe sich der Hafen zunehmend auf den Containerverkehr und die Logistikbranche spezialisiert. „Unternehmen wie Karstadt, TEDi und IKEA haben ihre Lager in unmittelbarer Nähe, was zu neuen Arbeitsplätzen und einem stetigen Wachstum des Hafens geführt hat“, so Schütte.
Strukturwandel im Hafengebiet
Ein Beispiel für den Strukturwandel ist auch die Entwicklung der Speicherstraße am Hafen. Über die Veränderungen dort informierte Bettina Brennenstuhl während des Rundgangs an der Speicherstraße, die ehemals ein Bereich für Hafenwirtschaft war. Die Flächen, die früher der Hafenwirtschaft vorbehalten waren, wurden aus der Hafennutzung genommen und sind nun für Gewerbe, Kultur und Gastronomie vorgesehen.
Eines der ersten fertiggestellten Gebäude in diesem Bereich ist das Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST, das als Leuchtturmprojekt gilt. Weitere Projekte, wie der Lensing Media Port, der im Herbst bezugsfertig wird, prägen die Entwicklung der Speicherstraße. Das Gebäude wird unter anderem eine Betriebskita beherbergen und Flächen an verschiedene Mieter vermieten. Auch der historische Portalkran, der restauriert wurde und als Symbol des alten Hafens an die industrielle Vergangenheit erinnert, ist Teil dieser Entwicklung.
Friedrich Stiller, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung, bedankte sich zum Ende für die Informationen und Eindrücke über die Herausforderungen und Chancen des Hafens. Er dankte der Vorständin Bettina Brennenstuhl für den spannenden und aufschlussreichen Besuch.