09.07.2018

Der Mensch im Mittelpunkt

Gemeingütertag in und um die Paulus-Kirche

Als „Experiment“ und als „Premiere“ hatte Pfarrer Friedrich Laker in seiner Begrüßung den ersten Dortmunder Gemeingütertag bezeichnet. In und um die Pauluskirche herum hatte die Gemeingüterinitiative am 7. Juli gemeinsam mit Paulus Kirche und Kultur zu einem Informations- und Austauschtag eingeladen.

Die lebenswichtigen Güter wie beispielsweise Wasser, Saatgut, Medikamente oder Energie sollen für alle Menschen frei verfügbar sein. Das ist die Kernaussage des Gemeingütergedankens. Nicht der Profit steht im Vordergrund, sondern das gute Leben für alle. Mehr als 30 Organisationen und Initiativen hatten sich an diesem Tag beteiligt. Mit Infoständen und Mitmachaktionen, Vorträgen und Diskussionsforen, Workshops und Kultur. „Brot für die Welt“ war dabei und „Greenpeace“, die „GLS-Bank“ und der „BUND“. Beim Stand des Amtes für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung konnte man sich auf dem Smoothie-Fahrrad ein Fruchtgetränk erradeln, Terre des Hommes zeigte seine Ausstellung „Wasser – Leben“, beim „Velo-Kitchen“ gab es einen Crash-Kurs zum Reparieren eines Fahrrades und die Wasserwerke Westfalen/DEW 21 demonstrierten, dass die Leitungswasserqualität mindestens gleichauf ist mit der Qualität von gekauftem Mineralwasser. „Wir haben den Tag so gestaltete, dass man möglichst viele Infos mitnehmen kann“, erläuterte Christian Nähle, der Organisator des Gemeingütertages. Deshalb gab es neben den Ständen im Stundentakt Themenforen – bis zu drei zeitgleich. Um Klimaschutz und Faire Ökonomie ging es dabei, um den Genossenschaftsgedanken und Menschenrechte, auch um Ernährung oder Gesundheit.

Die Idee der Gemeingüter oder „Commons“, auch wenn man im Computerzeitalter zunächst an freie Software, an Linux oder Wikipedia denken mag, ist nicht neu. Ihre Vorläufer sind die Allmenden des Mittelalters, die frei zugänglichen und nutzbaren Felder oder auch gemeinsam genutzte Güter der indigenen Gemeinschaften. Pfarrer Laker sagte, dass man die Idee der Gemeingüter als Folge von Luthers Gnadenlehre ansehen könne. Wenn die Menschen, unabhängig von ihrer Leistung, an den Gütern der Gemeinschaft teilhaben können, dann sei das eine Überführung der Gnadenlehre in eine Gesellschaftstheorie. „Eine Zeit des Wandels steht an“, so Laker. Es sei ähnlich wie in der Reformationszeit. „Eine Zeit, in der sich die Menschen befreien von den Konzernen, die die Gemeingüter als Privatbesitz betrachten, mit denen sie Profit machen und die die Welt beherrschen wollen.“

Die Ergebnisse des Gemeingütertags wollen die Organisatoren in den Dortmunder Kirchentag 2019 einbringen.

Gespräche und Diskussionen gab es bei den Infoständen rund um die Kirche. Foto: Stephan Schütze