Allerheiligen, Volkstrauertag, Totensonntag – der November ist ein Monat, in dem wir uns unserer Endlichkeit schon allein durch die verschiedenen Feiertage bewusst werden. „gezeiten“, das Zentrum für Hospiz-, Palliativ- und Trauerbegleitung, ist in Dortmund ein Ort, an dem trauernde Menschen in Gesprächen und unterschiedlichen Gruppenangeboten Unterstützung finden können.
Birgit Steinhauer ist Pfarrerin für Seelsorge und Trauerarbeit. Das Herzstück ihrer Arbeit sind Gespräche, die sie mit Menschen führt, die einen Verlust erlitten haben. Bei jedem Gespräch lerne sie dazu, sagt sie. Es gebe viele Facetten der Trauer und dessen, was Menschen in dieser Zeit bräuchten. „Ein Mann fragte einmal: Haben Sie nicht so eine Art Werkzeugkasten, mit dem man die Trauer endlich loswerden kann?“ „Den habe ich natürlich nicht“, sagt die Pfarrerin. „Aber ich kann Sie dabei unterstützen, einen Weg zu finden, auf dem Sie mit Ihrer Trauer leben können.“
Was für alle wichtig ist: Trauer braucht Raum. Raum für Tränen, für tiefe Verunsicherung, für Angst, für Wut. Bei Birgit Steinhauer darf all das sein. Sie wertet nicht, hört zu, macht keinen Druck. „Viele Trauernde erzählen davon, wie andere sie drängen: Du musst doch endlich wieder nach vorn schauen!“ Aber Trauer brauche Zeit, so die Theologin. „Die ist bei jedem unterschiedlich lang. Manchmal fühlt es sich so an, als würde man sich im Kreis drehen. Dabei bemerken viele Menschen nicht, dass sie tatsächlich weitergekommen sind. Es ist auch nicht das Ziel, die Trauer möglichst schnell abzustreifen. Wir können lernen, mit der Trauer zu leben, ihr einen Raum zu geben, den Verlust in unser Leben zu integrieren.“
Zu Birgit Steinhauer kommen Menschen, die ganz unterschiedliche Verluste erlitten haben, manche haben einen plötzlichen oder dramatischen Tod zu verarbeiten. Da sei es zum Teil erst einmal wichtig, „einfach nur zu überleben“. Manche Menschen suchten dann intensiv nach Ablenkung. Hilfreich sei es, ein stabiles Lebensumfeld zu haben und Menschen, die aushalten und zuhören können. „Ich kann Anregungen geben, aber jeder muss seinen Weg selbst finden“, sagt Birgit Steinhauer. „Ein Spaziergang tut fast immer gut.“ Daher lädt das Zentrum „gezeiten“ auch zu den „GehSprächen“ ein, also zu Spaziergängen mit anderen Trauernden. „In den Trauergruppen wird gemeinsam geweint, aber auch gelacht.“ Alles gehöre dazu.
Am Totensonntag wird nachmittags mit Gebeten und Musik in der Petrikirche an die Verstorbenen erinnert: „Es geht nicht darum zu vergessen, sondern sich in guter Weise zu verbinden.“
Am 2. Sonntag im Advent gibt es in der evangelischen Kirche in Brackel eine Erinnerungsfeier im Rahmen des so genannten „Candle Lighting Day“. Dort werden für Kinder, die gestorben sind, Kerzen angezündet. Sich-Erinnern kann heilsam sein. Eine Mutter, die ein Kind verloren hat, hat kürzlich einen Brief an ihre verstorbene Tochter geschrieben. „Es ist schön, dass Du da warst“, war da zu lesen. Pfarrerin Steinhauer weiß, dass das für die Frau ein tröstlicher Gedanke ist.
Die wichtigste Botschaft der erfahrenen Trauerbegleiterin: „Trauer ist eine starke Kraft, die uns hilft, uns wieder dem Leben zuzuwenden.“
anhe
Der Totensonntag oder Ewigkeitssonntag
Die Tage werden kürzer, das Kirchenjahr geht zu Ende – dies ist die Zeit des Totengedenkens der christlichen Kirchen.
In der katholischen Kirche feiert man es an Allerseelen, am 2. November. Der Gedenktag der evangelischen Kirche für die Verstorbenen ist der Totensonntag oder Ewigkeitssonntag. Es ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr, der Sonntag vor dem ersten Advent. Er ist in allen deutschen Bundesländern besonders geschützt als stiller Feiertag, für den besondere Einschränkungen gelten.
Der Sonntag davor ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag für die Toten: der Volkstrauertag.