29.01.2018

Holocaust-Gedenktag 2018

Gedenkfeier im Deutschen Fußballmuseum

Zum Gedenken an die Opfer des Holocausts kamen Israels Botschafter Jeremy Issacharoff, die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Claudia Roth, DFB-Präsident Reinhard Grindel, OB Ullrich Sierau, der renommierte Historiker Moshe Zimmermann und viele Ehrengäste ins Deutsche Fußballmuseum. Gemeinsam mit der Stadt Dortmund und dem Deutschen Fußballmuseum organisierte die Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit die Feier anlässlich des Holocaust-Gedenktages.

Der Botschafter des Staates Israel, Jeremy Issacharoff, sprach in seiner Rede – die er auf Englisch hielt – über den sehr persönlichen Bezug seines Besuchs. Der Großvater seiner Ehefrau Laura, Saul Birnberg, spielte Fußball und stammte aus Dortmund. Er wurde von den Nazis ermordet.

Das Fußballmuseum als Veranstaltungsort erklärte der Direktor Manuel Neukirchner. „Wir setzen uns intensiv mit der Aufarbeitung der NS-Geschichte im Fußball auseinander und widmen diesem Kapitel auch Platz in unserer Dauerausstellung.“ Dort geht es in einer Dauerausstellung um den jüdischen Fußballer Julius Hirsch.

Vor 75 Jahren wurden mehrere hundert Juden von Dortmund aus nach Auschwitz deportiert. In einem Koppelzug, der von Karlsruhe kommend durch das Ruhrgebiet führte und bereits 212 Menschen aus Württemberg, Baden und dem Rheinland aufgenommen hatte, befand sich auch der deutsche Fußballnationalspieler Julius Hirsch. Nachdem er die Nacht in einem Sammellager am Nordausgang des Hauptbahnhofs verbringen musste, wurde er mit anderen dort untergebrachten Juden zum Südbahnhof getrieben, dort in Güterwaggons gepfercht und nach Ausschwitz abtransportiert. Am 3. März 1943 kam der Zug dort an. Viele der Deportierten wurden sofort vergast, unter ihnen höchstwahrscheinlich auch Julius Hirsch. Sein letztes Lebenszeichen ist eine in Dortmund abgestempelte Postkarte.

Im Festvortrag des Historikers Moshe Zimmermann von der Hebräischen Universität Jerusalem geht es dann auch um den Antisemitismus im deutschen Fußball. „Bei der Diffamierung jüdischer Sportler wurden bewusst Ursache und Wirkung verwechselt“, erklärte Zimmermann.

Auch DFB-Präsident Reinhard Grindel erinnerte an die Rolle der Fußballvereine im Holocaust: „Die traurige Erkenntnis: Auch der Fußball hat versagt.“ Als Zeichen gegen Diskriminierung erinnert der DFB mit dem Julius Hirsch-Preis seit 2005 jährlich an den deutsch-jüdischen Fußball-Nationalspieler und an alle, insbesondere die jüdischen Opfer.

„Die Erinnerung an die sinnlosen Verbrechen der Nationalsozialisten ist unser Zeichen des Respekts gegenüber den Ermordeten und ihren Hinterbliebenen. Sie darf nicht verblassen“, betonte Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Es gelte weiterzudenken, wie wir verhindern können, dass sich so etwas wiederholt

Claudia Roth, Bundestagsvizepräsidentin, appellierte daran, Gesicht zu zeigen und das kollektive Gedächtnis zu erneuern: „Erinnerung ist nichts für Gedenktage allein, Erinnerung ist jeden Tag.“

Foto: Stephan Schütze
Holocaust-Gedenktag im Deutschen Fußballmuseum. Foto: Stephan Schütze