20.04.2018

Ihr seid etwas Besonderes

Dortmunder Mitternachtsmission wurde 100 Jahre.

Tag für Tag setzt die Dortmunder Mitternachtsmission „Zeichen der Hoffnung“. So das Lob von Bürgermeisterin Birgit Jörder.

„Die Mitternachtsmission lebt Nächstenliebe und Solidarität vor“, sagte Jörder, selbst Vorstandsmitglied der Mission, beim Jubiläum im Dortmunder Rathaus. Hier und zuvor bei einem Gottesdienst in der Stadtkirche St. Reinoldi hat die Mitternachtsmission ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert.

„In der Arbeit der Mitternachtsmission wird Frauen wertschätzend begegnet, wird die Begegnung gesucht und geholfen, ein selbstbestimmtes, freies und würdevolles Leben zu führen“, sagte Albert Henz, Theologischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen in seiner Predigt in der Stadtkirche.

Mit Blick auf den Menschenhandel, einem immer größer gewordenen Arbeitsgebiet der Mitternachtsmission, erinnerte Pfarrerin Birgit Reiche von der Evangelischen Frauenhilfe Westfalen, dass die Bibel nicht die Prostituierten als Sünderinnen und Sünder sieht. „Die Bibel sieht die Sünde dort, wo Menschen ausgebeutet werden. Die Bibel möchte uns an der Seite der Ausgebeuteten und Unterdrückten sehen.“

Engagierte Christinnen und Christen hatten im März 1918 in einem Konfirmandenzinmmer der Dortmunder Nordstadt den Verein der Mitternachtsmission gegründet. „Man wollte christliche Nächstenliebe ganz praktisch werden lassen“, sagte Andrea Auras-Reiffen, stellvertretende Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund und Vorstandsvorsitzende der Mitternachtsmission.

Damals war es, wie der Central-Ausschuss für Innere Mission formulierte, die „Fürsorge für Gefährdete und Gefallene“. Daraus hat sich „eine moderne und ganzheitliche Sozialarbeit entwickelt“, so Auras-Reiffen. Das Engagement bleibe nicht bei der individuellen Hilfeleistung stehen, sondern die Mitternachtsmission „kämpft auch auf der politischen Ebene für die Rechte der Frauen und schafft ihnen Gehör.“

Im Bürgersaal des Rathauses waren deshalb neben den Freunden und Unterstützern der Mission auch Gäste aus der Landes- und Kommunalpolitik, aus verschiedenen Dienststellen, aus Kirche und Diakonie zusammengekommen. Große Anerkennung und viel Lob gab es hier für die geleistete Arbeit. „Ihr habt unzähligen Frauen zu einem menschenwürdigen Leben verholfen“,  fasste es Maresa Feldmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dortmund zusammen.

Nicht nur über Dortmunder hinaus, sondern sogar international bekannt ist die Mission. Daran erinnerte Naile Tanis, Geschäftsführerin des Koordinierungskreises gegen Menschenhandel. Tanis habe großen Respekt vor ihrer Arbeit. „Ihr habt Maßstäbe gesetzt.“

Jutta Geißler-Hehlke, frühere Leiterin der Mitternachtsmission und insgesamt 30 Jahre bei ihr engagiert, lobte das persönliche Engagement der Mitarbeiterinnen. „Ohne euch wäre die Mitternachtsmission nichts, gar nichts. Ihr seid etwas Besonderes.“

Froh und stolz seien sie, für die Mission zu arbeiten, erklärte Andrea Hitzke, die jetzige Leiterin. Obwohl, e sei nicht immer leicht. „Wenn wir mit dem Elend unserer Klientinnen konfrontiert werden oder auch mit der Gewalt, sind wir immer wieder schockiert.“ Um Verzweiflung und Gewalt auszuhalten, brauche es Mut, meinte Auras-Reiffen. Doch: „Ihr steht im Dienst der Menschen, und das ist großartig.“

Foto: Stephan Schütze
Groß gefeiert hat die Dortmunder Mitternachtsmission ihr 100-jähriges Jubiläum. Foto: Stephan Schütze