10.10.2018

Kein Konzert ohne „Kalinka“

Männerchor Minsk gastierte in der Bartholomäuskirche

Dieses Mal war es „nur“ der Männerchor Minsk aus der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde „Aller Betrübten Freude“, der unter der Leitung von Sergej Agranovitch Anfang Oktober in der vollbesetzten Bartholomäuskirche der Evangelischen Christus-Kirchengemeinde ein Konzert gab. Olga Yanum, Leiterin des „gemischten“ Chores in der belarussischen Kirchengemeinde, war verhindert und so reiste auch ihr Chor nicht an.

Doch es gab überhaupt keinen Grund, darüber traurig zu sein. Das, was die sechs Sänger, Jaroslaw Khaklou, Vladimir Paziniak, Jevgeny Lukomsky, Alexander Gordienko, Sergej Agranovitch und Denis Bahrevski, an Chormusik boten war erstklassig. Im ersten Teil des Konzertes erklangen sakrale Lieder, deren tiefer religiöser Sinn sich dem Publikum auch ohne Kenntnisse der russischen Sprache erschloss. Die Töne schienen im hohen Kirchraum förmlich schwerelos zu schweben. Die Stimmen wechselten mühelos von sanft, fast zärtlich, zu kraftvoll. Und immer, wenn man glaubte es gehe nicht noch volltönender, wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer eines Besseren belehrt. Unglaublich, welche Kraft in diesen Stimmen steckt. Jede Stimme für sich war ein Hochgenuss, in ihrer Gesamtheit sind die Stimmen schlichtweg überwältigend.

Während sich die Sänger in der Pause für den zweiten Teil umzogen, erklärte Horst Behle, Mitglied im Minsk-Kreis und Mitorganisator der Konzertreisen, dass es diese Konzerte bereits seit 24 Jahren gebe. „Die Mitglieder des Chores nehmen für diese Reisen extra Urlaub. Mit den Spenden aus den Konzerten unterstützen sie die Arbeit von Pater Igor im Gemeindezentrum in Minsk.“ Dort werde ausgezeichnete Arbeit mit behinderten Menschen geleistet. „Mit dem Zentrum wurde ein kleines Bethel geschaffen.“

Nach der Pause präsentierten die sechs Sänger ein völlig anderes Gesicht. Nicht mehr feierlich-religiös, was auch in der Kleidung der Künstler Ausdruck gefunden hatte, sondern heiter-fröhlich ging es weiter im Programm. Jetzt dominierten die Farben Rot-Weiß-Gold die Kostüme. Mit lebhafter Mimik und Gestik präsentierten sie gesangs- und spielfreudig Volksweisen aus Russland, der Ukraine, Belarus und anderen Ländern. Unter die Haut ging dabei das bekannte Lied „Abendglocken“. Lebhaft intonierten sie einen Tango. Und beim letzten Lied „Wareniki“, das eine kleine Ehekrise zum Inhalt hatte, übernahm Sergej Agranovitch schauspielerisch den weiblichen Part.

Ohne Zugabe ließ das begeisterte Publikum die Sänger aus Belarus selbstverständlich nicht gehen. Denn erst mit „Kalinka“ geht jedes Konzert der Chöre aus der Gemeinde „Aller Betrübten Freude“, ganz gleich in welcher Besetzung sie auftreten, tatsächlich zu Ende.

 

Diese sechs Sänger brachten die Bartholomäuskirche zum Beben. Das Publikum dankte es ihnen mit Beifallsstürmen. Foto: Stephan Schütze