18.02.2019

Kirchentagsgottesdienst - Das heilsame Wagnis Vertrauen

Kirchentagspräsident Hans Leyendecker hielt Predigt in St. Reinoldi

Der Kirchentag kommt. Das ist in Dortmund Woche für Woche mehr zu spüren. Besondere Kirchentags-Eindrücke brachten drei Wochen vor der Passionszeit zahlreiche Gottesdienste rund um die Losung ‚Was für ein Vertrauen‘, die in Dortmund wie in anderen Teilen des Landes gefeiert wurden. Eines der Highlights war der Gottesdienst zum Kirchentagssonntag in der Stadtkirche St. Reinoldi.

Die Liturgie in Dortmunds zentralem Gotteshaus gestalteten Superintendentin Heike Proske und Reinoldi-Pfarrerin Susanne Karmeier zusammen mit der Kirchentagsband von ‚Timo Böcking & Friends‘. Als Prediger war Kirchentagspräsident Hans Leyendecker zu Gast.

König Hiskia, aus dessen alttestamentlicher Geschichte die Kirchentagslosung entnommen ist,  befand sich mit seiner Stadt Jerusalem in einer Krise. Er wurde vom assyrischen Herrscher und seinen Truppen bedroht, trotz politischer Versuche schien die Lage aussichtslos. Wie Hiskia und sein Volk nähmen die Menschen auch heute allenthalben Krisen wahr, so Leyendecker. Allerdings bewegten sie sich dabei ständig in dem permanenten Krisenmodus, den Smartphones und soziale Netzwerke aufrecht erhielten, zwischen echten Katastrophen und belanglosen Schwankungen.

Das Seichte und Exotische aber, das den Menschen heutzutage immerfort dargebracht werde, seien viele leid, so der Kirchentagspräsident. Statt weichen thematischen Weißbrotscheiben seien die Menschen bereit für Schwarzbrot. Was aber, so Leyendecker, „macht den Proviant aus, der wirklich Wegzehrung ist?“

Hiskia habe der Bedrohung durch das assyrische Großreich widerstanden, indem er auf seinen Gott vertraut habe. Dieses Vertrauen sei keinesfalls naiv und leichtfertig gewesen. Vielmehr habe der König vermutlich schlaflose Nächte und mannigfache Zweifel durchlebt. Und er musste den Hohn des assyrischen Gesandten ertragen, der Hiskias Verhalten nicht nachvollziehen konnte. „Was für ein Vertrauen“ das denn sei, auf das er sich da stütze. Eigentlich schienen der König und seine Gefolgsleute keine Chance in der Auseinandersetzung zu haben.

Hiskias Vertrauen aber führte zum Erfolg. Es basierte auch auf Erfahrungen von Niederlagen und Zweifel. Darum war es stark und tragfähig. „Vertrauen ist immer ein Wagnis“, so Leyendecker. Aber letztlich sei Gottvertrauen der Puls allen christlichen Lebens. Es führe zum „Trotzdem Vertrauen“ – trotz aller Infragestellung. „Die Freiheit des Glaubens erlaubt es mir, auch meine Zweifel und meine Klagen vor Gott zu bringen“, so das Bekenntnis des Kirchentagspräsidenten. Und so könne Vertrauen letztlich stark genug machen, auch für andere da zu sein, „wenn jemand sein Herz sinken lässt.“

Hans Leyendecker warb in seiner Predigt dafür, mit Gottvertrauen das Gespräch auch mit denen zu suchen, die nicht einer Meinung sind. „Christliches Vertrauen ist das Gegengift gegen das Gift des Misstrauens, das unsere Gesellschaft zu zersetzen droht“, so der Kirchentagspräsident. So soll der 37. Deutsche Evangelische Kirchentag ein Kirchentag der klaren Worte, aber auch der guten Botschaften werden.

122 Tage vor seinem Beginn zeigte Superintendentin Heike Proske dafür Dortmunder Zuversicht und Vorfreude. „Es ist gut, dass du da bist“, so eines der neuen Kirchentagslieder, auf die sich die Superintendentin bezog. Und auch wenn immer wieder die Frage aufkomme: „Schaffen wir das alles?“, überwiege das Vertrauen. Denn vieles, so Heike Proske, stehe schon und die Planungen schritten gut voran.

Foto: Stephan Schütze
Kirchentagspräsident Hans Leyendecker (Mitte) hielt die Predigt zum Kirchentagssonntag in St. Reinoldi. Foto: Stephan Schütze