03.12.2018

Kritische Solidarität zeigen

Westfälischer Thementag Israel - Palästina

Wo stehen Israel und Palästina heute - 70 Jahre nach der Staatsgründung? Unter diesem Titel stand der Westfälische Thementag Israel - Palästina in Dortmund.

Zum Auftakt waren der ehemalige ARD-Korrespondent Richard C. Schneider (Tel Aviv) und Ibrahim Azar, Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Jordanien und dem Heiligen Land (Jerusalem) Ende November in die Evangelische Stadtkirche St. Reinoldi gekommen.

„Die Israelis fürchten eine zweite Shoah oder die Auslöschung des Staates Israel“, beschrieb Richard C. Schneider die Grundstimmung der jüdischen Bevölkerung Israels. Das Land wird von der Hisbollah im Libanon und der Hamas in Gaza bedroht. Allein im südlichen Libanon stünden mehr als hunderttausend Raketen, berichtete er. In der aktuellen Situation bleibe eine Zwei-Staaten-Lösung unerreichbar, analysierte Schneider.

Bischof Azar hofft dagegen auf ein gemeinsames Zusammenleben. Er befürwortet die Ein-Staaten-Lösung mit den gleichen Menschenrechten wie in Israel. Dafür sei Bildung und gegenseitiges Kennenlernen nötig. So könne sich ein Verständnis für den anderen und für seine andere Sichtweise entwickeln.

Wenn es um die Solidarität mit den Menschen in Israel und Palästina geht, gibt es für Präses Annette Kurschus kein Entweder-oder, sondern nur ein Sowohl-als-auch: „Als Kirche nehmen wir das Leid der Menschen in Israel und Palästina wahr“, erklärte sie bei der Eröffnung des Abends.

Diese „doppelte Solidarität“ sei aber nur sinnvoll, wenn sie zugleich als „kritische Solidarität“ verstanden werde. Nicht ausgeklammert werden dürften deshalb z. B. der Siedlungsbau, der Verlauf der Mauer oder die Verhältnismäßigkeit israelischer Reaktionen auf palästinensische Provokationen. Wichtig sei auch das Engagement der palästinensischen Regierung für den Aufbau einer Zivilgesellschaft auf der Basis einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung oder der konsequenten Abgrenzung von Gruppierungen, die das Existenzrecht Israels immer noch ablehnen.

Veranstalter waren die Evangelische Akademie Villigst, die MÖWe, das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Westfalen und Lippe e.V., die Evangelische Kirche von Westfalen und die Evangelische Stadtkirche St. Reinoldi.

Foto: EvKkDo
Bischof Ibrahim Azar, Präses Annette Kurschus und Richard C. Schneider (v.l. in der Mitte). Foto: EvKkDo