18.10.2018

„Überlebensprogramm“ Schlafsack

Wohnungsloseninitiativen wollen Sofortmaßnahmen für den Winter

Der 17. Oktober war ein sonniger, warmer Spätsommertag. Doch für die rund hundert Menschen, die vor dem Dortmunder Rathaus zusammen gekommen waren, war der Winter das Thema: Kälte, Minustemperaturen und Angst vor dem Erfrieren. Der 17. Oktober ist traditionell der UNO Welttag für die Beseitigung der Armut. Die Suppenküche Kana, die ökumenische Wohnungsloseninitiative Gast-Haus und die Straßenzeitung bodo hatten eingeladen zu einer Kundgebung auf dem Friedensplatz.

„Wir haben ein riesiges Problem.“ Mit diesen Worten begrüßte Bastian Pütter von bodo die Anwesenden. „Nämlich die wachsende Zahl von Obdachlosen.“ Weil es bei den bitteren Kältetemperaturen des letzten Winters buchstäblich ums Überleben ging, so Katrin Lauterborn vom Gast-Haus, wollten die drei Initiativen ihre Mahnungen vom letzten Jahr wiederholen. Zwar habe die Stadt mittlerweile ihr Konzept der Wohnungslosenhilfe neu geordnet, doch verwirklicht sei noch nichts, so Pütter. Dabei habe die Zahl der Wohnungslosen zugenommen. Pütter formulierte es überdeutlich, wenn er von einer „krisenhaften Situation“ sprach. Die Initiativen zählten auf: der Pool der Notwohnungen sei überbelegt, die neue Männerübernachtungsstelle, ohnehin noch nicht fertig, sei zu klein und für die Frauenübernachtungsstelle würde die Stadt seit zwei Jahren einen neuen Standort suchen.

Aktiv wird deshalb das Gast-Haus. Bei Minustemperaturen will es nicht nur tagsüber, wie bisher,  sondern auch nachts geöffnet bleiben. Dieses Engagement schultern ausschließlich Ehrenamtliche. Pfarrer Michael Vogt, stellvertretender Stadtdechant der Katholischen Kirche, kündigte einen Wärmebus an, der drei bis vier Tage in der Woche unterwegs sein wird, um Obdachlosen heiße Getränke und eine Suppe anzubieten. Doch einig sind sich alle, dass die zentrale Forderung die nach bezahlbarem Wohnraum ist. Lauterborn machte deutlich, dass die Obdachlosen vor allem und an erster Stelle Menschen sind. „Wir wollen Wärmestuben und Tagesaufenthalte für sie.“  Mit Blick auf andere Ruhrgebietsstädte wünscht man sich auch die Öffnung der U-Bahnschächte. Und, so ergänzte Bernd Büscher von Kana, es dürfe „keine Vertreibung“ von Obdachlosen aus der City geben.

Übrigens: die Initiativen sammeln Schlafsäcke für Obdachlose. Das sei, so Büscher, „ein Überlebensprogramm“. Bodo (Schwanenwall 36) freut sich auf entsprechende Spenden.

 

 

Foto: Stephan Schütze
„Wohnungslos – wohin im Winter?“ Unter diesem Thema stand die Kundgebung der Wohnungsloseninitiativen auf dem Dortmunder Friedensplatz. Foto: Stephan Schütze