07.11.2018

Vorreiter und Rebell

Trauer um Heinz Listemann

Die Evangelische Kirche in Dortmund trauert um einen streitbaren Theologen. Heinz Listemann, langjähriger Pfarrer in der Schalom-Gemeinde in Dortmund-Scharnhorst, die heute zur Friedenskirchengemeinde gehört, verstarb am 2. November im Alter von 80 Jahren.

Listemann stand seit seiner Ordination im Jahr 1969 bis zu seinem Ruhestand für offene Gemeindearbeit und eine politisch orientierte Kirche. Mit seiner engagierten, von vielen Gemeindegliedern als wild empfundenen Art regte er immer wieder innovative Formen von Gottesdienst und kirchlicher Gemeindearbeit an.

Im Schalom-Gemeindezentrum in Scharnhorst, die Ende der 1960’er Jahre entstand, war der langhaarige Pfarrer in Jeans und Turnschuhen vor und hinter dem Tresen des von ihm mit eingerichteten Gemeinde-Cafés ansprechbar, und das meist nahezu rund um die Uhr. Von Sprechstunden in Pfarrhäusern hielt der umtriebige Geistliche nichts.

Immer wieder eckte der progressive Gemeindepfarrer mit seinen Ideen an. Konservative Kirchbesucher beschwerten sich über ungewohnte liturgische Formen, die Kirchenleitung maßregelte formale Wagnisse in Amtshandlungen oder politischem Agieren. „Heinz Listemann war streitbar, aber er blieb immer fair und kollegial im Team. Und er hatte stets die Gemeinde im Blick“, erinnert sich Irmgard Feiler-Rosiepen, die als Pfarrerin mit Listemann in der Schalom-Gemeinde zusammenarbeitete.

Politisch setzte sich Heinz Listemann in besonderer Weise für die Belange der Bergarbeiter ein, als die Zechen im Ruhrgebiet vor dem Aus standen. Einen seiner letzten öffentlichen Konflikte bescherte ihm die kirchliche Segnung eines schwulen Paares, lange bevor das in den Landeskirchen allgemeine Akzeptanz fand.

Mit Heinz Listemann verliert die Evangelische Kirche in Dortmund einen engagierten Pfarrer, der in vielen Belangen des gemeindlichen Lebens Rebell und Vorreiter zugleich war.

Foto: EvKkDo
Heinz Listemann, ehemaliger Pfarrer der Schalom-Gemeinde in Scharnhorst ist gestorben. Foto: EvKkDo