20.06.2018

Zukunft der Arbeitswelt

Betriebsbesuch des Pfarrkonvents beim Fraunhofer Institut

Drohnen fliegen selbständig durch die Regalgassen einer Lagerhalle. Ausgestattet mit 3-D Kameras und Barcodelesern sind sie in der Lage, den Lagerbestand aufzunehmen und Inventur zu machen. Autonom agierende kleine Fahrzeuge holen aus dem Lager die Materialien und liefern sie punkt- sowie zeitgenau zu Montage- und Arbeitsplatzinseln. Dabei sprechen sie sich eigenständig mit Dutzenden, Hunderten oder sogar Tausenden anderer solcher Roboterkollegen ab. Es ist, so Andreas Nettsträter vom Fraunhofer Institut „das größte Experiment der Künstlichen Intelligenz“. Noch ist das alles eine klein wenig Zukunftsmusik. Aber wirklich nur ein klein wenig. Denn zu besichtigen ist beides – und noch viel mehr – beim Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) im Dortmunder Süden, direkt an der TU.

Pfarrerinnen und Pfarrer des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund haben hier einen Einblick bekommen in die Zukunft der Arbeitswelt. „Was man in einem Betrieb nur ahnen kann, bei uns kann man es sehen“, so Nettsträter. Die Theologen wollten sich bei ihrem Besuch schlau machen über das Thema „Digitalisierung der Arbeitswelt - Perspektiven am Beispiel der Logistikbranche“. Denn, so Michael Stache, Stellvertretender Superintendent des Kirchenkreises, „gerade im Bereich der Digitalisierung geht alles mit großen Schritten voran.“

Bei dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit einem Volumen von zehn Millionen Euro geförderten Leuchtturmprojekt geht es um die Frage, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die Rolle des Menschen in der Arbeit hat. Im Fokus des Fraunhofer Innovationslabors stehen neue Formen der Mensch-Maschine-Zusammenarbeit. Wenn, so Nettsträter, der Mensch in digitalisierten Prozessen noch eine Rolle spielen soll, dann muss er wissen, was in diesen Prozessen abläuft. Und umgekehrt müssen die Roboter verstehen, welche Eigenschaften der Mensch hat. „Die dürfen ihm keine Platte in die Hand drücken, die eine halbe Tonne wiegt oder glühend heiß ist.“

Das IML stellt dabei sicher, dass die Ideen, die hier entwickelt werden, auch tatsächlich funktionieren. Dennoch ist es bis zur Umsetzung in die Produktionsreife noch ein zusätzlicher Schritt. Der kann, so Nettsträter, sechs Monate, manchmal aber auch fünf Jahre dauern.

Das Fraunhofer IML ist Teil der Fraunhofer Gesellschaft, die mit rund 25.000 Mitarbeitenden in 69 Instituten die größte Gesellschaft für angewandte Forschung in Europa ist. In Dortmund arbeiten 260 Wissenschaftler und 250 Doktoranden sowie studentische Hilfskräfte.

Das Fraunhofer Institut ist eines von vielen, die aus Dortmund ein „digitales Oberzentrum der Region“ machen. Dr. Claudia Keidies von der Wirtschaftsförderung zählt auf: 1.000 Unternehmen der Informationstechnik (IT) mit insgesamt 16.000 Beschäftigten gibt es hier, das ist die größte IT-Branche in NRW; hinzu kommt, dass Dortmund der größte Ausbildungsort für Informationstechnik ist. Das kommt nicht von ungefähr, denn Dortmund habe mit dem Strukturwandel viel in die Bereiche IT und Logistik investiert.  „Wir sind gut aufgestellt“, so Keidies. Und Nettsträter erganzt: „Dortmund ist eigentlich ein Top-Standort, aber keiner weiß es und niemand redet darüber.“

Foto: Stephan Schütze
Angetestet: nach der Probefahrt mit den Elektroautos. Foto: Stephan Schütze