05.04.2018

Zwangsprostitution und Menschenhandel

Mitternachtsmission zeigt Ausstellung in der Berswordthalle

 

Tracy ist 18 Jahre alt und kommt aus Nigeria. Eine zufällige Bekanntschaft versprach ihr eine Arbeitsstelle in Deutschland. Hier angekommen, entpuppte sich die angeblich „gute Arbeit“ als Prostitution, zu der sie mit Gewalt gezwungen wurde. Schwer verletzt und verängstigt konnte sie in ein Krankenhaus flüchten, das für sie Kontakt zur Dortmunder Mitternachtsmission aufgenommen hat.

Tracy ist eine von 350 Opfern von Menschenhandel, um die sich die Mitternachtsmission alleine im letzten Jahr gekümmert hat. 39 Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahren waren darunter. Die Tendenz ist steigend, und zwar drastisch. „Die Neuaufnahmen haben sich verdoppelt“, weiß die Sozialarbeiterin Regine Reinalda. Grund genug für die Mitternachtsmission, mit einer Ausstellung darauf aufmerksam zu machen. Anlässlich ihres 100jährigen Jubiläums in diesem Jahr zeigt sie eine vom bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel erarbeitete Ausstellung in der Berswordthalle. „Menschenhandel  - Situation, Rechte und Unterstützung in Deutschland“ ist ihr Titel. Auf mehr als einem halben Dutzend Präsentationswänden, vier Video- und vier Audiostationen informiert sie über Zwangsprostitution, aber auch über Zwangsarbeit und Organhandel, über erzwungenen Diebstahl und Zwangsbettelei.  Zu sehen ist die Ausstellung in der Woche vom 23. bis 27. April (10 bis 16 Uhr).

Mitarbeiterinnen der Mitternachtsmission begleiten die Ausstellung und berichten über Zwangsprostitution, Menschenhandel und Loverboys in Dortmund. Führungen für Gruppen, auch für Schulklassen (ab Klasse 7) sind möglich (Anmeldung unter 0231/144491 oder mitternachtsmission(at)gmx.de)

Die Dortmunder Mitternachtsmission unterhält eine spezialisierte Fachberatungsstelle für Prostituierte und Opfer von Menschenhandel. Seit 1995 bietet sie Schutz und Hilfe für Opfer von Menschenhandel an. Der Koordinierungskreis gegen Menschenhandel ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Fachberatungsstellen für Betroffene von Menschenhandel, Frauenorganisationen sowie weiteren Organisationen, die sich gegen alle Formen von Ausbeutung, Menschenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess einsetzen.

Übrigens: aufgrund einer umfassenden Aussage von Tracy konnte die Polizei weitere Opfer retten und die Täter festnehmen. Tracy selbst hat einen Asylantrag gestellt.

 

 

Foto: Stephan Schütze
Sie kümmern sich um die Ausstellung (v.l.): Hanna Biskoping, Regine Reinalda und Andrea Hitzke. Foto: Stephan Schütze