Dialog der Religionen und Internationale Partnerschaften auf dem Stadtfest Dortbunt!
Das Friedensgebet der Religionen eröffnete den Familientag des Cityfestes Dortbunt!. Der Dialogkreis der Religionen und Oberbürgermeister Ullrich Sierau hatten dazu am Muttertag auf den Friedensplatz eingeladen.
Am Nachmittag ging es dann auf der Bühne des Ev. Kirchenkreises unter dem Motto „Wir alle sind Dortmund“ vor dem Turmeingang von St. Reinoldi weiter: Zuerst mit dem Dialog der Religionen und im zweiten Teil unter dem Titel „Weite wirkt – Ökumene“ mit den internationalen ökumenischen Partnerschaften des Kirchenkreise und der Gemeinden. Der Tag endete mit dem Gottesdienst zum Gedenken an das Kriegsende am 8. Mai 1945 in der Stadtkirche St. Reinoldi.
Friedensgebet der Religionen
„Dortmund ist bunt - Gott sei Dank“. Auch religiös gäbe die Stadt ein buntes Bild, stellte Superintendent Ulf Schlüter zu Beginn des Friedensgebetes fest. Gemeinsam mit Pfarrer Friedrich Stiller, Propst Andreas Coersmeier, dem Rabbiner Avichai Apel und Imam Ahmad Aweimer gestaltete der Superintendent das Friedensgebet.
„Es gibt Kirchen verschiedener Konfessionen und Moscheen verschiedener Vereine und eine Synagoge und auch noch andere Gotteshäuser. Aber wir alle sind Dortmund“, so Schlüter. Fanatismus und Gewalt hätten in dieser Stadt keinen Platz. Das habe sich der Dialogkreis der Abrahmsreligionen auf die Fahne geschrieben, erklärte der Superintendent.
„In Dortmund gehen die Religionen vertrauensvoll miteinander um, dafür bin ich dankbar“, sagte Oberbürgermeister Ullrich Sierau. Wenn es in der Stadt stellvertretende Auseinandersetzungen über Konflikte gäbe, leisten die Religionen mit ihrem Dialog einen Beitrag zum Frieden in der Stadt. „Darauf bin ich stolz“, erklärte Sierau. Zum Abschluss des Gebets läuteten um 12 Uhr die Glocken der Kirchen in der Innenstadt.
Auf der Bühne am Reinoldi-Turm blickten dann die Vertreter der christlichen Kirchen der jüdischen Kultusgemeinde und des Rats der muslimischen Gemeinden gemeinsam auf Gott und die Welt. Dienen Religionen dem Frieden oder eher nicht? Haben alle den gleichen Gott? Wie kriegt der Glaube Hand und Fuß in der Flüchtlingshilfe? Das waren einige Fragen, die der freie Wirtschaftsjournalist Kay Bandermann den Vertretern der Religionen in kurzen Fragerunden stellte.
Dienen Religionen dem Frieden?
In Dortmund dienen die Religionen dem Frieden - darüber waren sich Pfarrer Stiller, Rabbiner Avichai Apel und Imam Ahmad Aweimer einig. „Der interreligiöse Dialog zeigt den Respekt für den Anderen“ erklärte Friedrich Stiller. Das sei vorbildlich für viele Städte in Deutschland und weltweit, ergänzte Avichai Apel. Der Rabbiner hofft auf einen ähnlichen Dialog zwischen Israel und den Palästinensern. „Bei den Kindern klappt das“, freute er sich. In der Berswordt-Grundschule sind jüdische Kinder mit Flüchtlingskindern aus Syrien befreundet. „Ich wünsche mir, dass die Erwachsenen davon etwas mitnehmen“, sagte Apel.
Beten wir zum gleichen Gott?
„Wir beten zum gleichen Gott. Abraham ist unser Vater“. Mit dieser Erklärung begann die zweite Gesprächsrunde. „Es gibt Unterschiede im Gotterkennen und –bekennen“, so die Theologen. „Jesus ist kein Prophet sondern der Sohn Gottes“, erklärte Friedrich Stiller. Das sei für Juden und Moslems ungewöhnlich. „Ein Moslem, der sagt, dass es Moses oder Jesus nicht gibt, ist kein Moslem mehr“, so Imam Aweimer.
„Ist das in den Gemeinden angekommen?“, hakte Kay Bandermann nach. „Es gibt Bildungsunterschiede“ so Aweimer. Deshalb sei das vorbildliche Leben in der Gemeinde sehr wichtig, aber auch die Bildung, wie zum Beispiel das Islamseminar und gemeinsame Aktionen wie das Fußballspiel der Religionen. „Die Gemeinde lebt das vor, macht das zum Thema und zeigt eine Richtung für alle“, berichtete Rabbiner Apel.
Der Dialogkreis der Abrahamsreligionen plant einen Brief an die Flüchtlinge in Dortmund. Darin erklärt er in deutscher, englischer, französischer und arabischer Sprache den Dortmunder Dialog der Religionen. Sie rufen zum Dialog und zur Begegnung auf. Denn beide seien das A und O eines friedlichen Zusammenlebens.
Weite wirkt - Ökumene
„Wer nur auf den eigenen Kirchturm schaut übersieht das Brett vor dem eigenen Kopf.“ Diese Feststellung leitete den zweiten Teil des Nachmittages ein. Der Kirchenkreis und einige seiner Gemeinden hatten Gäste aus den Internationalen Partnerschaften zu Besuch.
Diese Partnerschaften weiteten den Horizont, freute sich Superintendent Ulf Schlüter. Sie öffnen den Blick für die Vielfalt der Menschen und der Kirche auf die ganze Welt. Zehn Delegationen sind von Ende April bis Mitte Mai in Dortmund und Lünen. Einige bestehen seit mehr als 30 Jahren. „Mit den Partnerschaften haben wir das Kirchturmdenken überwunden“ stellte der Superintendent fest.
Berichte aus den Partnerschaften
Über ihre Situation berichteten Vertreterinnen aus Sri Lanka und Kenia. In Sri Lanka geht es um die Versöhnung der Bevölkerungsgruppen nach dem Bürgerkrieg. Damit hat die Methodistische Kirche Sri Lankas Erfahrung. Denn auch im Bürgerkrieg haben die Singhalesen und die Tamilen gemeinsam am Gemeindeleben und den Gottesdiensten teilgenommen. Den Dortmunder Partnern ist man auch dankbar für die Unterstützung nach dem Tsunami 2004. Aus Dortmund wurde Hilfe geleistet für den Boots- und Häuserbau und mehr als 100.000 Euro Spendenmittel wurden gesammelt. In Kenia geht es ums Wasser und um Aids. Dort haben 20 Prozent der Bevölkerung eine HIV-Infektion.
35 junge Menschen aus zehn Nationen befassten sich während des Besuches mit dem Thema „Gutes Leben für Alle“. „Wir alle haben in den Workshops neue Einblicke und Ideen bekommen, im eigenen Land etwas zu verändern“, berichtete eine Teilnehmerin.
Ein buntes Rahmenprogramm lieferten der Bläserkreis des Ev. Kirchenkreises Dortmund, die jüdische Tanzgruppe Harimon mit israelischen Volkstänzen, das Africa Positiv-Frauennetzwerk präsentierte Mode aus Afrika, a capella-Pop bot das Quintett Soundgarden, Afrikanische Gospel die Living Worshippers, außerdem sang das a capella Sextett Colours of Voices.
Informationen gab es auch über die Frauenhilfe, die Kampagne "Wir alle sind Dortmund" und den Dialogkreis der Abrahamsreligionen. Fürs leibliche Wohl sorgten das Café der Kulturen der Jüdischen Kultusgemeinden und der Waffelstand des Wichernhauses. Zum Mitmachen lud der Interkulturelle Straßenkicker ein.