06.09.2021

Weg der Verbundenheit

Ein demonstrativer Spaziergang durch die Stadt

Zum Abschluss der gemeinsamen Aktionen zu „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ sollte es ein Zeichen sein. Es wurde mehr als das. Bei herrlichem Spätsommerwetter führte der „Weg der Verbundenheit“ quer durch die Dortmunder Innenstadt. Mit einer Mischung aus historischen Informationen, Kultur, Demonstration und gemeinsamem Feiern wurde der „Weg der Verbundenheit“ zum Ereignis, bei dem mehr als 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fröhlich und bei guter Stimmung aufeinander zugingen. Noch viel mehr Dortmunderinnen und Dortmunder nahmen den bunten Zug mit Abstand wahr, als er sich durch die Innenstadt bewegte.

Los ging es am „Platz der Alten Synagoge“. Dort stellten die Teilnehmenden mit einer Menschenkette zunächst den Grundriss der Synagoge nach, die im Jahr 1900 als „Zierde für die Stadt“ errichtet und 1938 auf Druck der nationalsozialistischen Machthaber wieder eingerissen wurde. Zwi Rappoport von der Jüdischen Kultusgemeinde und Pfarrer Friedrich Stiller vom Evangelischen Kirchenkreis Dortmund begrüßten zum gemeinsamen Weg und erinnerten an das einst beeindruckende Gotteshaus.

Vom Platz der Alten Synagoge aus setzte sich der Zug in Bewegung zur nächsten Station des Wegs am Friedensplatz. Hier begeisterte der Jugendchor der Dortmunder Chorakademie die Spaziergänger*innen mit anspruchsvoller Chormusik und Oberbürgermeister Thomas Westphal erinnerte in einer kurzen Ansprache an die Bedeutung, die jüdische Mitbürger*innen schon immer für die Entwicklung der Stadt Dortmund gehabt haben. Als Beispiel nannte er Dortmunds Bürgermeister Paul Hirsch, der zwischen 1925 und 1932 die Zusammenführung mehrerer Stadtteile organisierte und so zur Strukturentwicklung der heutigen Großstadt Dortmund beitrug.

Zusammen mit Superintendentin Heike Proske, Pfarrer Ansgar Schocke von der Katholischen Stadtkirche, Zwi Rappoport und Pfarrer Friedrich Stiller reihte sich der Oberbürgermeister in die Führung des Banners ein, das dem Spazier- und Demonstrationsweg vorausging. Dritte der insgesamt sechs Stationen war die Reinoldikirche. Hier machten Schüler*innen des Max-Planck-Gymnasiums mit einer Graffiti-Aktion die Verantwortung von Christ*innen für das Miteinander mit jüdischen Schwestern und Brüdern deutlich.

Weiter ging’s zum Eiscafé Cream2 im Kaiserviertel, wo alle Teilnehmenden kosher hergestelltes Eis genießen konnten. Anlass für Alexander Krimhand von der Jüdischen Kultusgemeinde, kurz über jüdische Speiseregeln zu informieren. Krimhand und Kindergartenleiterin Jenny Töpfer stellten an der fünften Etappe die Mikwe und den Jüdischen Kindergarten vor, Einrichtungen, die von der Kultusgemeinde betrieben werden.

Den Abschluss fand der gemeinsame Weg schließlich an der heutigen Synagoge. Hier dankte Zwi Rappoport allen, die mitgegangen waren; Kantor Arie Mosez stimmte mit ihnen gemeinsam ein jüdisches Lied an.

Anschließend lud die Gemeinde ein, den Weg der Verbundenheit bei Imbiss, Tanz und Musik ausklingen zu lassen. Die Gruppe Harimon trug dazu anmutige Tänze bei. Der Weg voller Kultur, Informationen und Gespräche machte deutlich, wie sehr die jüdische Gemeinde heute wieder in die Dortmunder Stadtgesellschaft eingebunden ist.

Foto: Stephan Schütze
Sie führten den ‚Weg der Verbundenheit‘ durch die Innenstadt an: v.l. Pfarrer Ansgar Schocke (Kath. Stadtkirche), Pfarrer Friedrich Stiller (Ev. Kirchenkreis), Oberbürgermeister Thomas Westphal, Zwi Rappoport (Jüd. Kultusgemeinde) und Superintendentin Heike Proske.
Foto: Stephan Schütze