02.05.2016 // Leben mit Tschernobyl

30 Jahre nach der Katastrophe

Was vor dreißig Jahren noch Millionen von Menschen berührte und mobilisierte, ist mittlerweile nahezu in Vergessenheit geraten: die Atomkatastrophe in Tschernobyl.

Leben mit Tschernobyl

Was vor dreißig Jahren noch Millionen von Menschen berührte und mobilisierte, ist mittlerweile nahezu in Vergessenheit geraten. Lediglich Presseartikel zum runden Jahrestag erinnerten an die Atomkatastrophe in Tschernobyl.

„Das vergessene Risiko“ war deshalb der Titel, unter den die Evangelische Kirchengemeinde Brackel gemeinsam mit den Internationalen Ärzten für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) und weiteren Unterstützerorganisationen eine Veranstaltung zu „30 Jahren Leben mit Tschernobyl“ gestellt hatte.

Positiv: Der Fokus der Veranstaltung lag nicht so sehr auf den unmittelbaren, sondern auch auf den langfristigen Folgen des Atomunfalls. Das ist deshalb wichtig, weil die verschiedenen Plutoniumisotope Halbwertszeiten von bis zu 370.000 Jahren haben.

Und, so betonte Ulrike von Kampenhausen, zusammen mit Hanne Kaup und Ingrid Farzin Referentin des Abends, es brennt 96 Prozent der radioaktiven Masse immer noch im Sarkophag vor sich hin. Bereits seit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts sei bekannt, dass die Strahlung unsere Erbinformationen verändert.

In Folge der Katastrophe in Tschernobyl ist die Zahl der Totgeburten gestiegen, die Säuglingssterblichkeit hat zugenommen, es kam zu erhöhten Fehlbildungen und genetisch bedingten Stoffwechselstörungen. Das Schlimmste: diese genetischen Schädigungen werden weitervererbt.

Mehrere hunderttausend Menschen in der Ukraine, in den angrenzenden Gebieten und auch in Westeuropa seien erkrankt, so  Hanne Kaup. Kein Wunder, denn binnen weniger Tage überstieg die atomare Strahlung das zweihundertfache der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Die IPPNW rechnen sogar langfristig mit einigen Zehntausend bis zu einer halben Million Krebstoten durch Tschernobyl.

Ein Umdenken hätte es durch Tschernobyl gegeben, betonte Ingrid Farzin. Seither hätten die erneuerbaren Energien unter Beweis gestellt, dass sie eine echte Alternative geworden sind.
Das Karin-Hatzel-Quartett hat die Veranstaltung musikalisch brillant begleitet.

Foto: Stephan Schütze
Um die langfristigen Auswirkungen der Atomkatastrophe in Tschernobyl ging es bei der Veranstaltung in der Kirchengemeinde Brackel. Ulrike von Kampenhausen (rechts) und Hanne Kaup (links) referierten. Im Hintergrund Pfarrer Gerhard Rosiepen und das das Karin-Hatzel-Quartett.