16.03.2016 // Islamseminar

Abend zur Person

Muslimische Gemeinden sollen als Religionsgemeinschaften anerkannt werden. Das forderte Ex-Minister Guntram Schneider bei einer Veranstaltung des Dortmunder Islamseminars.

Islamseminar

Muslimische Gemeinden sollen als Religionsgemeinschaften anerkannt werden. Das forderte Ex-Minister Guntram Schneider Mitte März bei einer Veranstaltung des Dortmunder Islamseminars.

Das Seminar hatte ihn gemeinsam mit Ahmad Aweimer vom Dortmunder Rat der Muslime zu einem „Abend zur Person“ eingeladen. Dabei ging es um Einstellungen zur Religion, Werten und wichtigen Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Es könne nicht sein, so Schneider, eine große Religionsgemeinschaft deshalb auszugrenzen, weil  sie nicht zentralistisch aufgebaut sei. Die Muslime forderte er auf, sich zu ihrem Glauben zu bekennen und von ihrer Religion zu erzählen. „Macht das mit Selbstbewusstsein“, so Schneider. „Die meisten, die den Islam ablehnen, haben noch nie etwas von ihm gehört.“

Schneider, Mitglied des Landtags NRW, ist protestantisch erzogen.  Der gelernte Werkzeugmacher wurde mit 35 Jahren DGB-Vorsitzender in Dortmund, dann in NRW. Von 2010 bis 2015 war er Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.

Mit Aweimer, dem zweiten Gast des Abends, hat er gemeinsam, Flüchtling zu sein. Schneiders Familie stammt aus dem Osten, Aweimers Familie musste aus den israelisch besetzten Gebieten fliehen, er selbst hat in Deutschland studiert und ist seit 2011 deutscher Staatsbürger.

Beide haben Dortmund als charmante und offene Stadt erlebt. Aweimer fühlte sich „persönlich bereichert“ und Schneider glaubt, dass die Offenheit der Dortmunderinnen und Dortmunder in der Zuwanderung hierher begründet liegt. Dortmund sei seit 200 Jahren ein „Schmelztiegel“.

Beide sehen deshalb mit Befürchtung, dass die Willkommenskultur den jetzigen Flüchtlingen gegenüber umschlagen könnte. „Die Menschen, die benachteiligt sind, suchen die Ursache dafür bei den Flüchtlingen“, so Schneider mit Blick auf aktuelle Wahlergebnisse. „Ich sehe mit großer Sorge, dass zunehmend rechtsextreme Positionen Platz auch in bürgerlichen Köpfen ergreift“. Das habe bereits mit den Thesen von Thilo Sarrazin begonnen.

„Die eigentlichen Herausforderungen kommen jetzt auf uns zu.“ Eine Möglichkeit, sie zu meistern, sei es, sich nach wie vor mit Respekt und Toleranz zu begegnen, sagte Aweimer. „Derjenige, der andere ausgrenzt, wird der Verlierer sein.“ Deshalb sei es notwendig, auch den interreligiösen Dialog fortzuführen. „Wir brauchen Menschen, die ihre Werte wahren. Erst wenn wir damit aufhören, bekommen wir ernsthafte Probleme.“

Foto: Stephan Schütze
Landtagsabgeordneter Guntram Schneider (Bildmitte) und Ahmad Aweimer vom Rat der Muslime (links) stellten sich den Fragen des Islamseminars. Den Abend moderierte Rainer Schwarz.