20.03.2018

Abschluss des Bach-Chor-Jubiläums

Die Johannes-Passion mit anderen Akzenten.

Das war schon ein dicker Kontrapunkt zur bisherigen Aufführungspraxis des Dortmunder Bachchores an St. Reinoldi. So getragen wie am 17. März bei der Darbietung der Johannes-Passion wurden Choräle aus der Feder des Leipziger Thomaskantors in der Dortmunder Stadtkirche wohl noch nie zu Gehör gebracht, begründet mit der angeblichen Art der Interpretation zur Zeit Bachs.

Wie immer man das bewerten mag, es wirkte teilweise schon gewöhnungsbedürftig, was die Besucher im gefüllten Reinoldi-Mittelschiff 135 Minuten lang wahrzunehmen hatten. Bereits der dramatische Auftakt -verbunden mit einer zweifelsohne nachhaltigen Dynamik- ließ aufmerken zum Abschluss des Jubiläumsjahres, das den großen Bach bislang viel munterer und spritziger erleben ließ.

Nach dem Weggang von Klaus Eldert Müller setzte Interims-Chorleiter Ansgar Kreutz bei seinem Debüt andere Akzente, gab die Passion geradezu weihevoll und nicht unbedingt fesselnd ins Gehör, gemeinhin in der Gegenwart zu registrierende Art der Interpretation und veränderte Hörgewohnheiten negierend, weithin fast museal wirkend.

Wiederum war mit der neuen Philharmonie Westfalen ein hervorragendes Musiker-Ensemble verpflichtet worden, konnte von der Solisten-Riege ein positiver Eindruck gewonnen werden, einhergehend mit gewohnter Perfektion des Chores, der insbesondere den Part „Lasset uns den nicht zerteilen“ äußerst engagiert und eindrucksvoll vermittelte.

Reizvoll und belebend auch, nach dem ersten Teil der Passionsmusik das fünfminütige Klangspiel „Immortal Bach“ des skandinavischen Komponisten Knut Nystedt als Huldigung an den großen Thomaskantor zu vernehmen, dort platziert, wo zur Bach-Zeit nach 45 Minuten Musik die mehr oder weniger kurze oder lange Predigt eingebettet war.

In Summa war es immerhin ein interessanter, keineswegs alltäglicher Musikabend, obwohl man sich zum Finale des 125-jährigen Chorjubiläums ein wenig mehr Spannung und Feuer gewünscht hätte.

Foto: Stephan Schütze
Der Bachchor, erstmals unter dem Chorleiter Ansgar Kreutz, präsentierte zum Abschluss seines Jubiläums die Johannes-Passion. Foto: Stephan Schütze