Im Jahr 2021 wurde bei Bauarbeiten in der Dortmunder Innenstadt ein 100 Meter langer Abschnitt der mittelalterlichen Stadtmauer entdeckt und freigelegt. Dank des großen Einsatzes aller Beteiligten konnte der größte Teil des Zufallsfundes erhalten werden – nur ein kleines Stück wurde abgetragen für eine besondere Aktion: Gegen eine Spende für den Deutschen Kinderschutzbund Dortmund e. V. wurden die Steine des mittelalterlichen Befestigungswerkes im Dezember 2022 mitsamt Echtheitszertifikat an Bürger*innen abgegeben.
2023 knüpften Kulturbüro und Untere Denkmalbehörde mit ihrem Wettbewerb KUNSTStein daran an: Eine Jury bestimmte 20 Dortmunder Künstler*innen, die sich künstlerisch mit diesen Zeugnissen der Dortmunder Stadtgeschichte auseinandersetzen und ein Kunstwerk mit je einem der Stadtmauersteine zu gestalten sollten. Die so entstandenen Werke wurden zum 30. Tag des offenen Denkmals am 9. September in der Reinoldikirche ausgestellt.
Bei der Finissage der KUNSTSteine am 15. September vergaben Bürgermeisterin Barbara Brunsing und Kulturbüro-Leiterin Hendrikje Spengler insgesamt 10.000 Euro an Preisgeldern. Die Dortmunder Künstler*innen Marc Bühren, Denise Ritter und Jens Sundheim haben die ersten drei Preise im Wettbewerb um den künstlerisch-kreativen Umgang mit Steinen aus der historischen Stadtmauer erhalten. Ein Sonderpreis ging an das Kollektiv MyDönerPizza. Zudem erhielten alle Künstler*innen für die Arbeitsphase eine Aufwandsentschädigung von 500 Euro.
Kreativer Umgang mit historischen Zeugnissen
Die Ausstellung zeigte ganz unterschiedliche Herangehensweisen im Umgang mit dem historischen Material. So platzierte Marc Bühren den Stein für seine Rauminstallation „Perpetual Transience“ (Fortwährende Vergänglichkeit) auf zerknittertem Papier im Zentrum einer geodätischen Kuppel, wobei auf das Papier Aufnahmen aus dem urbanen Raum projiziert werden. „Eine berührende und fesselnde Installation, die die Betrachtenden einlädt, über unsere Zeit auf diesem Planeten nachzudenken“, sagte Bürgermeisterin Barbara Brunsing bei der Preisverleihung.
Denise Ritter versteckte einen Stein als Geocache und stellte unter dem Titel „Changing Landscape_Dortmund“ künstlerisch gestaltete Landkarten aus, die auf stadtgeschichtlich bedeutsame Orte verweisen – darunter auch den Standort des Steins. Damit sei ihr der Spagat gelungen zwischen Ästhetik, Partizipation und Bedeutungsebene, so Brunsing. Jens Sundheim präsentierte großformatig einen hochauflösend fotografierten Stein, macht damit die ihm eingeschriebene Geschichte sichtbar und erweckt die Illusion einer dritten Dimension.
Das Kollektiv MyDönerPizza hat sich mit seiner Installation und Video-Performance „Dortmunder Stadtmauer – Untersuchungen am historischen Material“ auf besonders kreative und humorvolle Art mit dem Material des Steins und seiner Bedeutung für die Dortmunder Bürger*innen auseinandergesetzt.