10.10.2019

Alle sind gleich wert

Konfirmandentag im Dortmunder Rathaus zum Thema Rassismus und Rechtsextremismus

Zu einem Konfi-Nachmittag kamen Anfang Oktober viele Konfirmandinnen und Konfirmanden aus Kirchengemeinden in Dortmund und Lünen in die Bürgerhalle des Dortmunder Rathauses. Der Empfang, der sie dort erwartete, löste jedoch bei vielen von ihnen Verwunderung bis hin zu Unsicherheit aus: Bereits vor der Eingangstür wurden sie aufgefordert, sich in Dreierreihen aufzustellen. Im Gebäude wurden sie von schwarz gekleideten und ernst aussehenden Menschen empfangen, die ihnen scheinbar wahllos Sitzplätze zuwiesen.

In seiner Begrüßung wandte sich der ständig stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises Dortmund, Michael Stache, sogleich an diejenigen Konfirmanden, die einen Platz in einem eigens abgetrennten Bereich der Halle zugeordnet bekommen hatten: „Wir haben mit dieser Veranstaltung schon viele Erfahrungen gemacht und deswegen brauchen wir die Einlasskontrolle, um die Krawallmacher unter euch gleich von den Vernünftigen zu trennen. Schließlich erkennt man ja auf einen Blick, wer die Veranstaltung stören wird.“

Kurz darauf wurde das Spiel aber schon aufgelöst: Mit dieser willkürlichen Trennung sollten die Konfirmanden lediglich einmal beispielhaft erfahren, was Aussonderung bedeutet und wie einfach es ist, Menschen zu beeinflussen und zu manipulieren. Die scheinbaren Securitykräfte entpuppten sich als Mitwirkende, die unter ihren schwarzen Jacken bunte Shirts trugen und damit gleich einen ganz anderen Eindruck machten.

Nach einem Grußwort der Kinder- und Jugenddezernentin der Stadt Dortmund, Daniela Schneckenburger, drehte sich alles um das Motto des Nachmittages: „Alle sind anders – alle sind gleich wert“. In kurzen Interviews befragten Pfarrer Friedrich Stiller (Referat für gesellschaftliche Verantwortung im Kirchenkreis Dortmund) und Superintendent Michael Stache eine Muslimin und einen Vertreter der jüdischen Gemeinde nach ihren Erfahrungen mit dem Anders-Sein. Beide berichteten anschaulich von Ausgrenzung und Beleidigung, die sie aufgrund ihres Kopftuchs oder ihrer Kippa schon erfahren haben.

Friedrich Stiller führte die Konfirmandinnen und Konfirmanden anschließend in das Thema Rechtsextremismus in Dortmund ein. Er erklärte, an welcher Kleidung, welchen Symbolen und Zeichen man Nazis erkennen kann, welche Ziele diese verfolgen und wie sie dabei vorgehen. Wichtig: „Die Überzeugungen der Nazis stehen gegen unsere christlichen Überzeugungen“, betonte er.

Dies kam auch in einem Theaterstück zum Ausdruck, das Konfirmandinnen und Konfirmanden der Christus-Kirchengemeinde vorbereitet hatten. Auch und gerade, wenn im eigenen Umfeld, Familien- oder Freundeskreis Menschen die Ideen der Nazis verbreiten oder deren Musik hören, sei es wichtig dagegenzuhalten. „Wir können alle etwas tun. Gemeinsam sind wir stark.“

Foto: Stephan Schütze
Viel Neues zu den Themen Rassismus und Rechtsextremismus lernten die Konfirmandinnen und Konfirmanden im Dortmunder Rathaus.
Foto: Stephan Schütze