Ausstellung in St. Petri zeigt Sünden des Städtebaus
Der Blick von der Hansastraße fällt auf das große Kaufhaus. „Althoff“ ist deutlich zu lesen. Es ist das heutige Karstadt-Haupthaus. Rechts im Vordergrund ist ein flacher, einstöckiger Bau. Sein Nachfolger beherbergt heute die Meiersche Buchhandlung.
Zwölf Ansichten aus zwölf Städten Deutschlands zeigte die Stadtkirche St. Petri im September 2013. „Plätze in Deutschland 1950 und heute – eine Gegenüberstellung“ ist der Ausstellungstitel.
Die Ausstellung ist wohltuend minimalistisch. Von jedem städtischen Zentrum wird ein großformatiges Schwarzweiß-Foto aus den 50er oder Anfang der 60er Jahre präsentiert. Rechts daneben ist die aktuelle Ansicht zu sehen. Aufgenommen aus der gleichen Perspektive und ebenfalls auf Schwarzweiß vergrößert.
Erklärungen fehlen – und die sind auch nicht nötig. Denn die fotografische Gegenüberstellung ist selbsterklärend. Betrachtet man die beiden Dortmund-Ansichten noch eher mit neutralem Interesse, so stellt sich bei Motiven anderer Städte Unbehagen ein. Vieles in den städtischen Kernen ist zu abstoßender Öde und Langeweile regelrecht kaputtgebaut worden.
Pfarrerin Barbara von Bremen spricht deshalb auch davon, dass „diese Fotos eine Klage darüber sind, wie wir in den letzten Jahrzehnten mit dem öffentlichen Raum umgegangen sind.“
Die bei der Ausstellungseröffnung anwesenden Architekten finden deutlichere Worte. „Bewußt“, so Prof. Christoph Mäckler vom Lehrstuhl für Städtebau an der TU Dortmund, wolle die Ausstellung nicht die Kriegszerstörungen zeigen, sondern die Zerstörungen, die Architekten und Stadtplaner in den anschließenden Jahrzehnten begangen hätten.
Es sei ein „Furor“ gewesen, so assistierte ihm sein Kollege Richard Schmalöer vom Bund deutscher Architekten, der zum Abriss alter Gebäude geführt hätte, ein „Unglück für die Städtebaugeschichte“. Er wünscht der kommenden Architektengeneration mehr Feingefühl. Dr. Rolf E. Breuer, ehemaliger Vorstandssprecher und Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, will die Ausstellung deshalb als „Weckruf“ verstehen. Sie soll deutlich machen, „dass so etwas nicht fortgeführt werden darf“.