12.02.2015 // Filmtipp: „Wer rettet wen?“

Arme retten Reiche

Dass es im Kino zu Applaus kommt, ist eher selten. Im „Roxy“ gab es Beifall während und am Schluss des Films „Wer rettet wen?“, bei dem es um die Hintergründe der Euro-Krise geht.

Filmtipp: „Wer rettet wen?“

Dass es bei einer Kinovorführung zu Applaus kommt, ist eher selten. Im Dortmunder „Roxy“ gab es Beifall während und am Schluss des Films „Wer rettet wen?“, bei dem es um die Hintergründe der Euro-Krise geht.

Das Informationszentrum Dritte Welt hatte gemeinsam mit attac für die Premiere gesorgt. Zeitgleich ging der Film in beinahe 200 europäischen Kinos an den Start.

Seine Ko-Regisseurin Eurydike Bersi fasst seinen Inhalt so zusammen: „Im Film erklären diejenigen, die die `Befreiung´ der Märkte vorantrieben, wieso sie das taten. Und wieso es so schrecklich schiefging. Die Botschaft lautet: Die Finanzwelt sollte nicht sich selbst überlassen werden.“

Zum Premierenbeginn warnte Eckhard Althaus im Namen der Veranstalter das Publikum, es würde eine „harte Kost“ zu sehen bekommen, die „Empörung auslöst.“ Und tatsächlich: der Film nahm die Zuschauer mit nach Griechenland und Spanien, nach Deutschland, in die USA und Island.

Er erzählt von Arbeitern, die einen Tageslohn von 15 Euro bekommen und von Familien, deren Wohnung zwangsgeräumt wird. Er interviewt den spanischen Finanzminister Cristobal Montoro, der Entlassungen von 400.000 Menschen aus dem öffentlichen Sektor stolz als „Erfolg“ benennt.

104 Minuten lang macht „Wer rettet wen?“ deutlich: Privat- und Staatshaushalte werden zugunsten der Finanzwelt geschröpft. Überall, wo die Troika bestimmt, geht es um die Abschaffung öffentlicher Dienstleistungen wie Schule, Universität, Gesundheitswesen und Renten.

Die 50 Milliarden Euro, die Griechenland bekommen hat, haben weder der griechische Staat noch die Bevölkerung je gesehen. Sie flossen in die Kassen der griechischen Banken, die sie u.a. an deutsche Banken zurückgereicht haben, um ihre Schulden zu begleichen.

Bezahlen muss die Bevölkerung. Und es wird nicht bei Griechenland oder Spanien bleiben. Denn Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank und zuvor Vizepräsident von Goldmann Sachs, hat angekündigt: „Das europäische Sozialmodell ist Vergangenheit.“ Die Armen bluten für die Reichen.

„Wer rettet wen?“ zeigt auch, dass es anders geht. Island entlastete in der Krise seine Bürger. Die Zockerbanken wurden in den Konkurs geschickt, Banker verhaftet und unter Anklage gestellt. Gerettet wurde das solide Kerngeschäft.

Die Geldinstitute wurden wieder zu echten Dienstleistern, Sozialausgaben wurden nicht gekürzt, ein Schuldenschnitt erzwungen und eine Reichtumssteuer erhoben. Seit 2011 geht es mit der isländischen Wirtschaft wieder aufwärts.

Versprochen hatten die Veranstalter einen Film, der „aufrüttelt“. So sehr, dass rund die Hälfte der Zuschauer nach dem Abspann das Kino nicht verlassen mochte, sondern zur Diskussion blieb.

Foto: Stephan Schütze
Sorgten für die Filmpremiere in Dortmund: Günter Schulz vom Informationszentrum Dritte Welt und Eckhard Althaus von attac (v.l.).