09.09.2016 // Ruhrsuperintendenten

Armut im Schatten der Flüchtlingskrise

„Armut“ und „Flüchtlinge“ – um zwei aktuelle Themen kümmerten sich die Superintendenten des Ruhrgebiets auf ihrer Herbsttagung.

Konferenz der Ruhrsuperintendenten tagte in Dortmund

„Armut“ und „Flüchtlinge“ – um zwei aktuelle Themen und deren Verknüpfung kümmerten sich die Superintendenten des Ruhrgebiets auf ihrer Herbsttagung.  „Armut im Schatten der Flüchtlingskrise“ war ihre Konferenz am 8. September in Dortmund überschrieben. Gemeinsam mit Staatssekretär Dr. Wilhelm Schäffer vom NRW-Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales und dem Armutsforscher Christoph Butterwegge, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Köln, diskutierten sie über die Auswirkungen der Flüchtlingsintegration auf die Bekämpfung der Armut.

Prof. Butterwegge warnte vor einer Verengung des Armutsbegriffs. Er befürchtet, dass künftig nur diejenigen als arm gelten, „die wie Flüchtlinge nur das besitzen, was sie am Leib tragen.“ In einem reichen Land gehe es aber auch um die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. „Und dazu braucht man Geld.“ Außerdem drohe eine „dauerhafte ethnische Unterschichtung der Gesellschaft“, wenn Geflüchtete sozial ausgegrenzt und diskriminiert eine schlecht bezahlte Arbeit annehmen müssten, „die ansonsten keiner machen will“. Eine Spaltung der Gesellschaft würde sich so vertiefen.

Die Politik, so Staatssekretär Schäffer, wolle nicht Flüchtlinge gegen einheimische Arme ausspielen.  Deshalb werde es keine speziellen Programme für Flüchtlinge geben, sondern für alle armutsgefährdeten Menschen. In diesem Zusammenhang sprach sich Schäffer für die Stärkung der gesetzlichen Rente aus.

Von Kirche und Diakonie forderte Butterwegge, sich als „Anwalt der Armen“ in die Politik einzumischen.  Auf ihrer Konferenz diskutierten die Superintendenten deshalb eine stärkere, auch trägerübergreifende Zusammenarbeit. Es sei bei der Tagung, so Michael Stache, Moderator der Superintendenten-Konferenz, darum gegangen, „im Engagement gegen Armut nicht nachzulassen.“ Die Krise sei schon seit langem da, so Stache weiter. „Sie kommt nicht erst durch die Flüchtlinge neu zu uns. Sie wird durch die Flüchtlinge auch  nicht prekärer als sie sowie so schon ist.“

Der Konferenz der Ruhrsuperintendenten gehören derzeit 15 evangelische Kirchenkreise im Ruhrgebiet mit knapp 1,5 Millionen Gemeindegliedern an. Die Konferenz befasst sich seit mehr als 50 Jahren mit Fragen des Strukturwandels im Ruhrgebiet und fördert den Dialog mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft.

Foto: Stephan Schütze
Der Dortmunder Superintendent Ulf Schlüter gemeinsam mit Prof. Christoph Butterwegge und Michael Stache, Moderator der Superintendenten-Konferenz (v.l.).