30.03.2015 // Salon der Querdenkerinnen

„Aschenputtel, Schneewittchen, Frau Holle & Co.“

„Aschenputtel, Schneewittchen, Frau Holle & Co.“ waren die Protagonistinnen im Salon der Querdenkerinnen, in den die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund eingeladen hatte.

Märchen und ihre Figuren im Salon der Querdenkerinnen

„Aschenputtel, Schneewittchen, Frau Holle & Co.“ waren die Protagonistinnen im Salon der Querdenkerinnen, in den die Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte im Evangelischen Kirchenkreis Dortmund eingeladen hatte.

Im Kleinen Saal des Reinoldinums fand aber keine Märchenstunde statt. Die Referentin Prof. Dr. phil., Dipl.-Psychologin Brigitte Dorst ist approbierte Psychotherapeutin und Jung’sche Psychoanalytikerin. Sie ging in ihrem Vortrag der Frage nach, was Märchen uns heute noch sagen.

„Märchen erzählen in der Sprache des Symbolischen“, erklärte sie ihren interessierten Zuhörerinnen. Diese Symbole seien „sichtbare Zeichen der unsichtbaren Wirklichkeit“, sie „mobilisieren seelische Energie“. Märchen seien so vielschichtig wie Träume. „Märchen sind sozusagen Kollektivträume der Menschen.“ Märchen seien Geschichten, geschrieben von Erwachsenen für Erwachsene. „Nicht für Kinder“, betonte die Referentin.

Prof. Dr. Dorst erläuterte anhand des Märchens Aschenputtel einen Fall aus ihrer therapeutischen Arbeit. Eine Frau habe - wie Aschenputtel - einen persönlichen Verlust erlitten. Der Ehemann habe sie verlassen, die Kinder seien aus dem Haus. Bei Aschenputtel war es der Tod der Mutter, der verarbeitet werden musste. Sie entwickelte einen „Cinderella-Komplex“.

Dorst bezog sich dabei auf die amerikanische Journalistin Colette Dowling. Die verwendete diesen Begriff in ihrem gleichnamigen Buch. Darin analysiert sie die Angst der Frauen vor der Unabhängigkeit. Dorst dazu: „Auch Aschenputtel hat keinen starken Charakter. Sie wehrt sich nicht gegen die Gemeinheiten ihrer Stiefmutter und Stiefschwestern.“

Aschenputtel sehnt sich nach der toten Mutter und dem häufig abwesenden Vater. Dennoch begehrt sie gegen die ihr zugedachte Rolle auf. Sie sucht sich Verbündete, die ihr bei der Arbeit helfen. Sie besucht gegen den Willen der Stiefmutter den Ball des Prinzen. Und befreit sich endgültig, wenn auch mit Hilfe des Prinzen, aus dem ungeliebten Leben.

„Märchen können auch heute trösten, in schwierigen Lebenssituationen ermutigend sein. Sie machen Mut, wie das Beispiel Aschenputtel zeigt, den eigenen Weg zu gehen, und sie stärken das Prinzip Hoffnung“, ist sich Prof. Dr. Brigitte Dorst sicher.

Der Salon der Querdenkerinnen wurde musikalisch von der Harfenistin Martina Fleischer begleitet.

Foto: Stephan Schütze
Dipl.-Psychologin Brigitte Dorst (Bildmitte) präsentierte im Salon der Querdenkerinnen ihre Erfahrungen mit Märchen in der Therapie.