02.07.2020

Auch auf Umwegen zur Mitte

In der Stadtkirche St. Petri lädt ein Labyrinth ein, den eigenen Standort und Weg zu finden

Es ist das 7. Jahr, in dem die Evangelische Stadtkirche St. Petri in ihrem Kirchraum ein Labyrinth auslegt. Wer die Stadtkirche am Dortmunder Westenhellweg, unweit des Hauptbahnhofes betritt, findet das runde Werk auf dem Boden inmitten des Kirchenschiffes, kann die Wege darin ausprobieren, Ziel und Ausweg suchen oder einfach auf dem eigenen Weg durch die vermeintlichen Irrgänge zur Ruhe kommen.

Dieses Labyrinth ist anders als die der Vorjahre. Ausgelegt mit Steinen führen fünf Gänge hindurch. Wer das Labyrinth betritt, kann darin den Mittelpunkt finden. Aber die Corona-Abstandsregeln geben vor, dass jede und jeder diese Suche für sich für selbst beginnt, das Labyrinth nur einzeln betritt.

„Sich allein auf den Weg machen“ sei die Herausforderung für jeden, der die Mitte finden will, sagt Mechthild Schwarzenberger, die Vorsitzende des Freundinnen- und Freundeskreises St. Petri e. V. Auf den Weg machen „in einen Gang, der einem ziemlich verworren vorkommt.“ Damit stehe das Labyrinth in St. Petri in diesem Jahr für die Verwirrungen und Unsicherheiten dieser aktuellen Corona-Zeit.


Immer aber, so Mechthild Schwarzenberger, könne man schließlich zur Mitte gelangen. Was unüberschaubar erscheine, sei letztlich doch kein Irrgarten. Ein Ankommen am Ziel, übertragen ein Ankommen bei Gott und sich selbst, ist möglich. So passt sich die runde Form ein in die tragenden Säulen der Kirche. Sie ist darin umschlossen und geborgen.

Auch Pfarrer Matthias von Westerholt, der mit seiner Evangelischen Studierendengemeinde einen Gottesdienst in dem Kirchenlabyrinth feiert, sieht darin ein Spiegelbild der gegenwärtigen Gemütslage. „So richtig angekommen in dieser Zeit ist, glaube ich, noch niemand“, sagt er. „Und einen sicheren Ausweg kennt auch noch niemand“, gerade so, wie derjenige, der sich mitten im Labyrinth befindet.

Es gehe, so von Westerholt, im Labyrinth wie in den gegenwärtigen Wirrnissen der realen Welt um die innere Ausrichtung, den Kompass, mit dessen Hilfe man sich und sein Leben auszurichten schafft. Es gelte, sich zu vergegenwärtigen, wo man selbst gerade steht, um den Weg zur eigenen Mitte zu finden. So hilft ein Besuch in der Ruhe des Kirchenlabyrinths im besten Fall zur eigenen Standortbestimmung. „Und in so einem Labyrinth“, sagt von Westerholt, „geht es immer voran.“

  • Wer sich auf den Weg zur Mitte des Labyrinths in St. Petri machen möchte, kann das noch bis zum 5. August tun.
  • Geöffnet ist die Stadtkirche
    dienstags bis freitags von 11 – 17 Uhr,
    samstags von 10 – 16 Uhr
    sowie zu den Gottesdiensten.
Foto: Stephan Schütze
Mechthild Schwarzenberger und Matthias von Westerholt stellten das Labyrinth in der Stadtkirche St. Petri vor.
Foto: Stephan Schütze