04.11.2020

Auch die Königin ist nicht gefeit

Erfolgreicher Orgelherbst mit unvorhergesehenem Ende

Zehn Konzerte an vier Orgeln waren angekündigt, als der Aplerbecker Orgelherbst am 10. Oktober nach langer Vorbereitung an den Start ging. Bis zum 1. November sollten in Aplerbeck diverse Veranstaltungen rund um das Instrument Orgel stattfinden, eine Orgelführung, ein Vortrag, Orgelzauber für Kinder, eine Ausstellung rund um das Thema Orgel – und natürlich Konzerte. Der Orgelherbst startete – trotz pandemiebedingt reduzierter Besucherzahl – als Erfolg. Fast alle Veranstaltungen waren ausverkauft, die Resonanz ausgesprochen positiv.

Aber dann fand die erfolgreiche Veranstaltungsreihe ein unvorhergesehenes Ende. Aufgrund sprunghaft steigender Infektionszahlen hatten Bundes- und Landesregierungen verstärkte Einschränkungen für Kulturveranstaltungen jeglicher Art verfügt. Ab dem 2. November dürfen, zunächst bis zum Ende des Monats, keine Konzerte, keine Lesungen oder weiteren kulturellen Zusammenkünfte mehr stattfinden. Das veranlasste die Aplerbecker Veranstalter, auch schon die letzten beiden Veranstaltungen des Orgelherbstes zu streichen.

Das Konzert unter dem Titel ‚ Swingin Schulze‘, in dem Organist Dietmar Korthals in der Großen Kirche Aplerbeck ein popularmusikalisches Orgelprogramm mit Toccaten und vielem mehr präsentieren wollte, das große Abschlusskonzert, mit dem einen Tag später der Konzertchor der Georgsgemeinde, Reinoldikantor Christian Drengk und Kantor Norbert Staschik den Aplerbecker Orgelherbst feierlich beenden wollten, fanden nicht statt.

Hatten die ersten Konzerte die hoffnungsvolle Atmosphäre und die klangliche Pracht erleben lassen, die die „Königin der Instrumente“ zu erzeugen imstande ist, so musste auch sie sich noch den Bedrängnissen der Pandemie-Krise beugen. Auch eine Königin ist letztlich nicht vor Corona gefeit.

Anlass für die Veranstaltungsreihe war der 150. Geburtstag der Schulze-Paulinzella-Orgel in der Großen Kirche Aplerbeck. Bei deren Fertigstellung 1870 war das damalige Presbyterium der Gemeinde so mit dem Instrument und seinem Klang zufrieden, dass sie dem Orgelbauer 150 Thaler mehr als vereinbart bezahlte.

Den Startschuss zum Orgelherbst 2020 gab ein Konzert mit Gastorganist Graham Barber. Er kam aus Dortmunds Partnerstadt Leeds nach Aplerbeck. In seiner Heimatkirche St. Bartholomew ist er ebenfalls das Spiel auf einer Schulze-Orgel gewohnt.

Weitere Konzerte führten die Besucherinnen und Besucher in die Evangelische Kirche in Sölde, wo Organist Manfred Grob auf der Klais-Orgel Stücke mit der thematischen Verbindung zur Natur darbot. Titel des Konzerts: „Die Orgel in Fauna und Flora“.

‚Alles was Odem hat‘ war ein Konzert in der Katholischen Kirche St. Ewaldi überschrieben. Daniel Hufnagl, Solotrompeter der Dortmunder Philharmoniker, musizierte gemeinsam mit dem Organisten der Dortmunder Propsteikirche Simon Daubhäußer. Dessen Schüler, der 13-jährige Joseph Chang, stellte mit Mozarts Fantasie f-Moll sein Ausnahmetalent unter Beweis.

Als vierte Orgel kam das Instrument in der Aplerbecker Georgskirche zum Einsatz. Hier spielte Klaus Stehling, Musikpädagoge am Dortmunder Mallinckrodt-Gymnasium, im Wechsel mit Lesungen zum Thema Orgel, vorgetragen vom ehemaligen Superintendenten Paul Gerhard Stamm.

Wieder in der Großen Kirche Aplerbeck trafen die Kantorinnen Bettina Knorrek und Jutta Timpe zusammen, um bei „Vier Füße für ein Halleluja“ Orgelwerke für vier Hände und Füße von Barock bis Pop zu präsentieren. Hier war auch Norbert Staschik an der Orgel zu hören, der zudem zusammen mit Arndt Brodowski bei einer Führung einen Blick hinter die Orgelpfeifen gewährte.

Enttäuschung zwar in Aplerbeck ob des ungeplanten Endes. Insgesamt aber behalten Veranstaltende wie Gäste den Aplerbecker Orgelherbst 2020 als besondere Veranstaltungsreihe in guter Erinnerung. Und der Konzertchor, der das große Abschlusskonzert geben sollte, freut sich auf neue Auftritte, wenn Corona sich nicht mehr in den Vordergrund drängt.