12.01.2016 // Deutsche Kalkutta Gruppe

Auflösung nach 42 Jahren

Ihre Arbeit für die Ärmsten in den Elendsgebieten von Kalkutta hat die Deutsche Kalkutta Gruppe nach 42 Jahren beendet.

Deutsche Kalkutta Gruppe

Ihre Arbeit für die Ärmsten in den Elendsgebieten von Kalkutta hat die Deutsche Kalkutta Gruppe nach 42 Jahren beendet.

In einer Zeit, als das Engagement für die „dritte Welt“ viele Menschen in den Gemeinden bewegte, begann, angeregt durch Pfarrer Helmut Donner, 1973 in Dortmund eine zunächst kleine aber dann stetig wachsende Initiative.

Kalkutta und seine Probleme waren damals in den Medien präsent. Besucher aus der indischen Millionenstadt brachten anschauliche Berichte über die aktuelle Situation und die Arbeit von Hilfsorganisationen - NGOs - sowie die Bitte um Hilfe.

Die Kalkutta Gruppe verstand sich als Lerngemeinschaft, die von und mit den Partnern in Indien lernen wollte, und nicht als Organisation, die schnelle Lösungsvorschläge zur Hand hatte.

1975 machte sich eine Gruppe zu einer ersten Studienfahrt nach Kalkutta auf, um vor Ort zu sehen und Erfahrungen zu sammeln und dadurch die eigene Arbeit zu profilieren. Das Echo auf Berichte und Informationsveranstaltungen war in Dortmund und dann auch in einigen anderen Städten groß. Spenden zur Unterstützung der Arbeit in den Bustees, den Slumgebieten, von Kalkutta flossen reichlich.

Sehr bald gab es auch ein Austauschprogramm: junge Erwachsene aus Deutschland halfen in Kalkutta, junge Inderinnen und Inder kamen zur  Mitarbeit nach Deutschland. Viele wurden für ein lebenslanges Engagement geprägt. Eine jährliche Akademietagung in Iserlohn, später in Villigst, qualifizierte die Ehrenamtlichen und war Teil der Öffentlichkeitsarbeit.

In den letzten Jahren wurde die Arbeit schwieriger. Indien erscheint als reiches Land, das auch seine Armutsprobleme selber lösen sollte. Der Spendenstrom versiegte. Die Engagierten der Gründergeneration sind alt geworden. Die junge Generation organisiert sich in anderen Formen.

So hat die letzte Mitgliederversammlung der seit 1993 als Verein mit zeitweise mehr als 100 Mitgliedern organisierten Deutschen Kalkutta Gruppe im November 2015 mit Bedauern, auch Trauer, aber gutem Gewissen die Arbeit beendet.

Ein Rückblick auf gute Erfahrungen, eine dankbare Erinnerung an in letzter Zeit verstorbene prägende Gründergestalten und ein großer Dank an die, die bis zuletzt die Kontakte zu den Partnern in Kalkutta gehalten und die Spenden und ein größeres Erbe treuhänderisch verwaltet haben, bestimmten den Abschied.

Helmut Donner schrieb 2008 in einer „Geschichte der Deutschen Kalkutta Gruppe - Die ersten 20 Jahre“: „Die Deutsche Kalkutta Gruppe bildet einen gemeinsamen Raum, weil in ihr die Frage nach einer menschenwürdigen Zukunft stets verknüpft wird mit der Frage nach der Zukunft von Menschen in Kalkutta.“
Klaus Philipps