08.04.2019

Bachchor präsentierte Stabat Mater

Ein willkommener musikalischer Akzent in Dortmunds Musiklandschaft zwei Wochen vor dem Osterfest.

Ein willkommener musikalischer Akzent in Dortmunds Musiklandschaft zwei Wochen vor dem Osterfest. Mal nicht Johann Sebastian Bachs große Passionsmusiken, die gemeinhin landauf landab während der sieben Wochen stiller Zeit erklingen, und traditionell von manch einem entsprechend erwartet werden.

Der Bachchor an St. Reinoldi verließ dankenswerterweise die eingefahrenen Gleise konzertanten Wirkens und hatte sich am Abend vor dem Sonntag „Judika“ für das „Stabat Mater“ von Antonin Dvorak entschieden.

Es war ein mutiger, längst überfälliger Schritt, die weithin unbekannte hochromantische Musik, in Prag erstmalig 1880 aufgeführt, zum Klingen zu bringen. Die Texte der Marien-Gesänge -in der Reinoldi-Kirche in lateinischer Sprache interpretiert- erscheinen gewöhnungsbedürftig, doch die Musik rührt an, fasziniert über 90 Minuten hinweg, auch bei der Präsentation in Dortmunds Stadtkirche, deren Mittelschiff gut besetzt war.

Nahezu 100 Sängerinnen und Sänger, begleitet von der Philharmonie Südwestfalen, sorgten unter der Leitung des neuen Reinoldi-Kantors Christian Drengk für einen äußerst beeindruckenden Musik-Abend. Schon der Eingangschor begeisterte in exzellenter dynamischer Abstufung, riss geradezu mit, auch wenn das durchweg in höchster Perfektion musizierende Orchester hin und wieder zu stark wirkte und die 30 Männerstimmen übertönte.

Trotzdem: In Kooperation mit dem Bach-Chor erlebte man sehr engagierte Musiker -längst nicht nur durch eine kraftvolle Bläser-Gruppe ausgezeichnet-.Von Drengk waren sie mit einem präzisen und souveränen Dirigat ebenso sicher geführt wie die Vokalstimmen, die sich offenbar schnell auf ihren neuen Leiter eingestellt haben und die von ihm ausgehenden Impulse uneingeschränkt übernehmen.

Eindrucksvoll und differenziert wirkten in St. Reinoldi nicht allein die Interpretationen des Bachchores. Auch die Solisten-Riege mit Henrike Jacob (Sopran), Bettina Ranch (Alt), Matthias Koziorowski (Tenor) und Lukas Schmid-Wedekind (Bass) sorgte für ein nachhaltiges Empfinden.

Geradezu festlich und bekenntnishaft der Abschluss-Gesang von Chor und Solisten, a-capella und im Plenum mit dem Orchester gleichermaßen, verbunden mit einer unüberhörbaren Botschaft zum Leben. Bedauerlich, dass der hohe Musikgenuss durch Störgeräusche von Außen-Veranstaltungen getrübt wurde.

Christian Drengk hat mit dem Passionskonzert seine Visitenkarte in Dortmunds Musiklandschaft abgegeben und ein glänzendes Debüt in der Stadtkirche St. Reinoldi feiern können. Man darf sich auf die nächsten Aufführungen freuen. Hartmut Neumann

Foto: Stephan Schütze
Einen beeindruckenden Musik-Abend bot der Bach-Chor mit seiner Aufführung von Dvoraks „Stabat Mater“. Foto: Stephan Schütze