WDR2-Moderator Uwe Schulz predigte in St. Reinoldi
Worte heilen und Worte töten. Über die Macht der Worte predigte WDR2-Moderator Uwe Schulz am 13. Oktober in der St. Reinoldi-Kirche. Es war die sechste Predigt der Reihe zum Jahresthema Toleranz der Evangelischen Kirche. Es ging um die Macht der Zunge im Jakobusbrief, Kapitel 3, Verse 1 -12.
In seiner Predigt nannte Uwe Schulz Beispiele. Ein Wort als Erlösung. Sein Name, den die Mutter spricht, um ihn aus einem Albtraum in die Wirklichkeit zurückzuholen. Und Worte, die töten können. „So dramatisch hat es zumindest der Schriftstelle Heinrich Böll einmal ausgedrückt“, erklärte Schulz. Aus seiner Kindheit erzählte er dazu über Grundschüler, die einen eingekreisten Jungen auf Türkisch als Esel beschimpfen. „Diese Kinder damals haben ihren türkischen Schulkameraden nicht getötet“, weiß Schulz. „Aber ich fürchte, sie haben etwas in ihm getötet. Vielleicht das Vertrauen, angenommen zu sein.“
Die Erkenntnis das Worte heilen aber auch töten können entgleite den Menschen immer wieder, so Schulz. Wohl auch deshalb habe Jakobus seine Glaubensgeschwister ermahnt, behutsam mit dem Wort umzugehen.
Die Frage, die der Jakobusbrief an die Toleranz stelle, könnte deshalb heißen: „Welche Worte sind tragbar, welche sind erträglich.“ Und Freunde Jesu stünden vor Fragen wie: „Welches Wort soll ich denn sprechen? Wie sanft soll es sein? Wie heilsam? Wie hart?“
Kirche sei nicht dazu da, alles hinzunehmen. Christen tolerierten Dinge nur in dem Sinn, dass sie sagen: „Freunde – hier läuft was falsch, hier werden wir schuldig.“ Entweder versuche man etwas zu ändern oder, wenn es richtig übel ist, es zu beenden. Das was heile ist in der Welt erkenne man dankbar, lobe und fördere es, sagte Schulz. Vielleicht habe Christus das gemeint, als er gesagt hat, dass er mit dem Schwert arbeitet. „Er trennt ganz klar das Erträgliche vom Unerträglichen.“
Für seine Arbeit als Journalist sei die Bibel „eine gute Richtschnur“. Die Frage beim Tolerieren sei nicht: „Kann ich das mit meinem Gewissen verantworten?“ Sondern: „Kann ich das vor Gott verantworten?“ Sein Gewissen zelebriere sehr gerne, was selbstgerecht ist. „Dafür kämpfe ich auch mal, da bin ich hart und auch mal intolerant“, bedauert Uwe Schulz.
Als Journalist lebe er zwar vom Verallgemeinern, davon Tendenzen zu beschreiben und zuzuspitzen. „Aber ich glaube als Journalist und als Christ, dass ich in der Regel nicht zum Urteilen aufgerufen bin, schon gar nicht zum Verurteilen“, sagte Schulz. Dafür gebe es andere Mandate.
Die Frage sei nicht, welche Begriffe man wähle, sondern aus welcher Quelle man schöpfe, erklärte Schulz. So bekomme der Schlussgruß von der Kanzel ganz neue Strahlkraft: „Der Friede Gottes, (…), bewahre eure Herzen und Sinne und unser aller Sprechen.“
- Die Predigt zum Herunterladen:
predigt_uwe_schulz_zum_jahresthema.pdf ,
Größe: 108 KB - Jahresthema 2013: "Gottesfarben - Toleranz in Dortmund und Lünen"