05.08.2015 // Gedenkgottesdienst

Bei ihrem Namen nennen

93 Jahre war der älteste, ein Säugling der jüngste – zwei Dortmunder von 85, die in der Zeit vom 21. April bis 20. Juli verstorben sind und ohne Trauerfeier bestattet wurden.

Gedenkfeier für Verstorbene ohne Angehörige

93 Jahre war der älteste, ein Säugling der jüngste – zwei Dortmunder von 85, die in der Zeit vom 21. April bis 20. Juli verstorben sind und ohne Trauerfeier bestattet wurden. Seit 2009 laden in Erinnerung an diese „Unbedachten“ die Evangelische Kirche und die Katholische Kirche gemeinsam mit der Stadt Dortmund viermal im Jahr zu einem Gottesdienst ein.

Rund 50 Dortmunderinnen und Dortmunder kamen Anfang August zum „Gottesdienst für Unbedachte“ in die Grabeskirche Liebfrauen zusammen. Die 85 Verstorbenen seien ohne die Begleitung ihrer  Angehörigen bestattet worden, so Pfarrer Ludger Hojenski, stellvertretender Stadtdechant der Katholischen Stadtkirche, doch sie seien nicht namenlos.

„Einen Menschen beim Namen rufen zu können, ist etwas Wichtiges und Kostbares“, so Hojenski in seiner Predigt. „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“, zitierte er den Propheten Jesaja. Deshalb stünde im Mittelpunkt des Gottesdienstes die Verlesung der 85 Namen.

Für jeden der Verstorbenen wurde eine Kerze angezündet. „Wir entzünden sie am Licht der Osterkerze“, betonte Hojenski, „das Sinnbild des neuen Lebens.“ Und Superintendent Ulf Schlüter ergänzte: „Das Licht leuchtet für alle, denen wir gedenken und die ungenannt geblieben sind.“

Im Anschluss an den Gottesdienst standen die beiden Pfarrer für seelsorgerliche Gespräche zur Verfügung. Es gab für die Gottesdienstbesucher auch die Möglichkeit, sich als Kondolenzhandlung in einem ausgelegten Gedenkbuch, in dem die Namen der Verstorbenen aufgeführt sind, einzutragen.

Für die „Unbedachten“ hat sich – aus welchen Gründen auch immer – nach ihrem Tod kein Verantwortlicher gezeigt. Sie werden deshalb von der Stadt beigesetzt. Die zuständige Ordnungsbehörde ist verpflichtet, nur den sogenannten „notwendigen Mindestaufwand“ zu bezahlen. Für die „Unbedachten“ gibt es deshalb bei ihrer Beerdigung keine Trauerfeier, keine Nennung ihres Namens, keine Erinnerung an ihr Leben und kein Gebet.

Um an die „Unbedachten“ zu erinnen, laden die beiden Kirchen vierteljährlich zu Gedenkgottesdiensten ein.

  • Der nächste Gedenkgottesdienst ist am
    3. November um 17 Uhr in der
    Grabeskirche Liebfrauen,
    Amalienstraße 21a in Dortmund.
    www.grabeskirche-liebfrauen.de
Foto: Ev. Kirchenkreis Dortmund
Zur Erinnerung an die Verstorbenen, die ohne Trauerfeier beerdigt wurden, hatten die Evangelische und die Katholische Kirche in die Grabeskirche Liebfrauen eingeladen.