Informationsveranstaltung der „Plattform Mut zur Verantwortung“
Forensik in Lünen – um die Frage nach dem „richtigen“ Standort einer künftigen Forensik ging es bei dieser Veranstaltung ausdrücklich nicht. Die „Plattform Mut zur Verantwortung“ hatte am 16.7.2013 zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über den Maßregelvollzug eingeladen.
Es sei die erste öffentliche Veranstaltung der Plattform, erklärte zu Beginn Superintendent Winfried Moselewski den rund 40 Anwesenden in der Stadtkirche St. Georg. Bei den Patienten des Maßregelvollzuges gehe es um Menschen, die psychisch krank seien und gleichzeitig Straftaten begangen hätten. „Das macht Angst“, so Moselewski. Deshalb sei es erklärtes Ziel der Plattform von Anfang an gewesen, zu informieren und die Diskussion zu versachlichen.
Die Plattform konnte zwei Experten als Referenten und Referentin des Abends gewinnen. Ute Franz, Ärztliche Leiterin der Wilfried-Rasch-Klinik für forensische Psychiatrie in Dortmund, und Tilmann Hollweg, Landesrat für den Maßregelvollzug, nahmen die Zuhörenden in die Welt der Forensik mit, ohne etwas zu beschönigen.
Dabei wollten die Veranstalter „bewusst die Gelegenheit schaffen, in kleinem Kreis zu diskutieren“, so Friedrich Stiller, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung. Dieses Konzept der Veranstalter ging auf, denn die zunächst allgemeinen Fragen nach einem generellen Überblick wurden im Laufe des Abends detaillierter und konkreter.
Beide Referenten konnten deutlich machen, dass es im Maßregelvollzug sowohl um Sicherheit als auch um Therapie gehe. Zum Thema Sicherheit: Im Gegensatz zur Unterbringungen in einer Justizvollzugsanstalt seien die Patienten zeitlich zunächst unbegrenzt im Maßregelvollzug. Baulich, elektronisch und videotechnisch seien die Kliniken so sicher, dass ein Ausbruch in den letzten Jahren nirgends vorgekommen sei.
Ziel sei es, durch Therapie, bei der unterschiedliche Berufsgruppen Hand in Hand arbeiteten, den Patienten „irgendwann ein möglichst eigenständiges Leben führen zu lassen“, so Hollweg. „Bis zur Entlassung ist es ein weiter Weg, manche schaffen das nie“.
Bei den sogenannten „Lockerungen“, also den begleiteten und auch unbegleiteten Ausgängen, sei es tatsächlich zu Missbräuchen gekommen. Doch bei keinem in den letzten Jahren hätte es schwerwiegende Zwischenfälle gegeben. Solche Lockerungen seien Teil der Therapie und auch abhängig vom Therapieerfolg.
Ein Team von Experten würde im Vorfeld darüber beraten und einvernehmlich entscheiden. Diese Entscheidung falle „im Zweifelsfall zuungunsten des Patienten“, so Franz.
Die anschließende vertiefende Diskussion in kleinem Kreis verlief besonnen und sachlich. Die große Mehrheit der Teilnehmenden wünschte weitere Veranstaltungen zum Thema.