„Nach einiger Zeit sagte Paulus zu Barnabas: Lass uns noch einmal alle die Orte besuchen, in denen wir die Botschaft Gottes verkündet haben! Wir wollen sehen, wie es den Brüdern und Schwestern geht!“ (Apostelgeschichte 15,36)
Von Nicole Schneidmüller-Gaiser
Frage am Familientisch: Was ist der Unterschied zwischen Besuch und Visitation? Antwort: Wenn wir zur Oma gehen, ist das ein Besuch. Wenn die Oma zu uns kommt, ist das eine Visitation. Dieser kleine Einstieg ist nicht zu ernst gemeint, doch er beinhaltet ein wesentliches Merkmal dieses kirchlichen Instruments: Es geht um eine Bestandsaufnahme, um einen freundlichen, wertschätzenden Blick von Außen, und, ganz wichtig, darum, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die erste Visitation in der Geschichte der Kirche unternahm, wenn man so will, Paulus – und in dessen Nachfolge kamen jetzt Mitglieder des Leitungsorgans des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund in die Evangelische Kirchengemeinde Hörde. Eine Woche lang besuchte die insgesamt 20-köpfige Kommission, darunter Vertreter*innen des Kreissynodalvorstandes (KSV) und weitere Expert*innen aus den verschiedenen Arbeitsbereichen, in mehr als 30 Einzelterminen Gruppen und Angebote. Dazu zählten Gottesdienste und Angebote der Jugend- und Seniorenarbeit genauso wie die musikalischen Angebote, diakonische Angebote der Gemeinde, aber auch Verwaltung und Leitung.
„Eine Visitation beinhaltet immer die Chance, durch den Blick von außen etwas über sich selbst zu erfahren“, stimmte Superintendentin Heike Proske auf die Visitation ein. Dabei müsse niemand Sorge haben, betonte ihre Ständige Stellvertreterin, Leonie Grüning. Denn es gehe nicht darum, fremde Vorstellungen überzustülpen: „Vielmehr wollen wir herausfinden, welche Ziele und Perspektiven die Gemeinde für sich selbst sieht und wie sie diese Ziele noch besser erreichen kann.“
Der evangelischen Kirche in Hörde gehören derzeit etwa 5.600 Menschen an. Der Stadtteil im Süden Dortmunds war bis 1928 eigenständig und blickt auf eine spannende und wechselhafte Geschichte zurück. Zuletzt veränderte der neu angelegte Phoenix See das Gesicht des Stadtteils noch einmal nachhaltig.
Zum Start in die Visitationswoche besuchte das Team einen Gottesdienst im Gemeindehaus – um Energie zu sparen, bleibt die Lutherkirche im Rahmen der Aktion #Winterkirche derzeit geschlossen. Danach führten Pfarrer Martin Pense und Pfarrerin Susanne Schröder-Nowak die interessierten Besucher*innen durch einen spannenden, lebendigen und sich permanent verändernden Stadtteil.
Die Gemeinde hat sich schon zu Beginn des Jahrtausends auf diesen Wandel vorbereitet: Durch eine schmerzhafte, aber konsequente Konzentration auf einige wenige Gebäude, durch ein überzeugend sozial-diakonisches Profil und durch die konstruktive Vernetzung mit all den vielen Partnerinnen und Partnern, denen Hörde am Herzen liegt.