MÖWe-Gottesdienst zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien
2:2 gegen Ghana in Fortaleza. Viele Fans werden sich am folgenden Sonntagmorgen immer noch gefragt haben, ob das fürs Weiterkommen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien reicht. Beim MÖWe-Gottesdienst an diesem Sonntag ging es neben der Faszination des Fußballs um die Lebensbedingungen in Brasilien und den Nutzen der Fußball-Weltmeisterschaft fürs Land.
„Das Quartier der Deutschen Nationalmannschaft liegt nördlich des Dorfes Porto Seguro im Nordosten Brasiliens. Dort wurde es mit perfektem Rasen und Flutlicht entgegen den Empfehlungen in einem Naturschutzgebiet im Regenwald gebaut“, berichtete Igor Birindiba Batista von der Kooperative Brasilien e. V. (KoBra). KoBra ist ein Netzwerk sozialer und Entwicklungsorganisationen in Brasilien und Deutschland.
Batista beschrieb zu Beginn des Gottesdienstes die Situation der Menschen, die nahe dem Quartier leben. Das Gebiet wird von Militärpolizei bewacht und ist umgeben von einem „Riesenzaun und Sichtschutz“, erklärte Batista. Die Zeitung "Folha des Sao Paulo" titelte dazu: „Deutschland baut die Mauer wieder auf.“ Die Bevölkerung dort lebe in einem Sperrgebiet. Sie müssen sich in ihrer Heimat wie Fremde ausweisen. „Bekommen die Spieler davon etwas mit?“, fragt sich der 23-jährige Student.
Pfarrer Dr. Albrecht Thiel, Vorsitzender des Ausschusses "Kirche und Sport" der Evangelischen Kirche von Westfalen, erinnerte an den Widerspruch zwischen dem Erfolg Brasiliens beim Export von Rohstoffen, Soja und Rindfleisch und den schlechten Lebensbedingungen für einen Großteil der Bevölkerung Brasiliens. Die medizinische Grundversorgung und das Schulsystem lägen knapp über den Angeboten in Entwicklungsländern.
Batista beschreibt im Gottesdienst das Bild des brasilianischen Künstlers und Sozialarbeiters Marcos Xenofonte. Es zeigt die Widersprüche im Land. Auf dem Tuch bedrohen die Flammen der Brandrodungen die Tiere. Der Amazonas ist unter den abgeholzten Bäumen nicht zu erkennen. Sojasäcke auf dem Weg nach Europa sind dort zu sehen.
Die Schule ist geschlossen, vor dem Krankenhaus warten die Menschen in einer Schlange. Sie vermischt sich mit der Schlange vor dem Maracana-Stadions in Rio. Ein fliegender Fußball zieht ein Schreibheft, einen Stift und ein Brot mit sich. „So wäre Fußball ein wirklicher Segen für das Land, wenn der Sport das erzielen könnte: Bildung und Zukunft“, schreibt Xenofonte in seiner Bilderklärung.
Diese Hoffnung auf mehr sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger Entwicklung des Landes, greift die Fürbitte im Gottesdienst auf. Auch die auf Verfolgung von Korruption, Bekämpfung des Menschen- und Drogenhandels und der Zwangsprostitution.
Der nächste MÖWe-Gottesdienst in der Stadtkirche St. Petri zur Aktion „Hoffnung für Osteuropa“ ist am 19. Oktober.