Ökumenische Veranstaltungsreihe der Kirchengemeinden Wickede und Asseln
Wie ist das eigentlich mit dem christlichen Glauben? Bleibt er am Sonntag in der Kirche zurück, oder kann man ihn in die Woche rüberretten? Welchen Stellenwert hat er im tagtäglichen Leben? Diesen Fragen widmet sich eine Veranstaltungsreihe der evangelischen und katholischen Kirchengemeinden in Wickede und in Asseln. "Dafür stehe ich!" heißt sie - statt Fragezeichen ein Ausrufezeichen.
Mit vielen Ausrufezeichen und sehr offen bekannten sich am Donnerstag, 3. April, Jörg Moltrecht, Vorstandsmitglied der Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank), und Dr. med. Petra Blanke, Fachärztin für Frauenheilkunde, zu ihrer christlichen Verantwortung im Beruf und im Alltag. Ins Gespräch gebracht hat die beiden Pfarrerin Kerstin Hanke als Moderatorin der Veranstaltung, die im katholischen Gemeindehaus St. Joseph in Asseln stattfand.
Wie kann ein Banker in seinem Beruf christlich handeln? Indem er sich nicht als Banker, sondern als Bankier versteht, ist die Meinung von Moltrecht. Sein Handwerk hat der gebürtige Hamburger zu einer Zeit gelernt, als eine Bank noch eine vertrauenswürdige Institution war - Stichwort Bankier. Dieses Vertrauen sei durch die Finanzkrise weitgehend erschüttert worden - Stichwort Banker.
Deshalb sei er als "leidenschaftlicher Kaufmann" und als Christ froh, jetzt bei einer Bank zu arbeiten, bei der Kirche nicht nur "draufsteht, sondern auch drin ist." "Es ist uns wichtig, dass die christlichen Werte einen Platz bei uns und auch bei unseren Kunden haben."
Nachhaltigkeit ist der Begriff, den Moltrecht immer wieder zitiert. Und die Verpflichtung, mit dem Geld der Kunden verantwortlich umzugehen. Denn möglicherweise habe uns "Gott diese Welt geschenkt", vielleicht wolle er aber auch einen Preis für sie. Und Moltrecht möchte dann Barzahler sein und kein Zechpreller.
Die Frauenärztin Blanke ist stolz darauf, 2.000 Kinder "in die Welt begleitet zu haben". Als gebürtige Sauerländerin, gut katholisch erzogen und aufgewachsen, habe sie Gott gesucht, aber nicht gefunden. Er war für sie ein strafender Gott, ein Übervater, ein Big Brother, den sie abgelehnt hatte.
Erst durch ihr Engagement in dem Kamener Flüchtlingsheim habe sie erfahren, "dass man das Evangelium leben kann". Für sie war das eine "revolutionäre" Entdeckung, die ihr Leben auf ein völlig neues Fundament stellte. Sie hilft den Menschen dort als Ärztin, aber auch als Privatperson, lädt Flüchtlinge zu sich nach Hause ein, hat einen Handarbeitskreis initiiert und geht mit ihnen zu Behörden. Und für sie ist wichtig: "Das ist kein soziales Engagement, sondern gelebtes Christentum".