04.11.2013 // Schulabschluss

Damit es kein Traum bleibt

Sein Traum ist es, KFZ-Ingenieur zu werden. Und Anandh hat jetzt den ersten Schritt dazu getan, dass es kein Traum mehr bleibt.

Evangelisches Bildungswerk hilft Flüchtlingen zum Hauptschulabschluss

Sein Traum ist es, KFZ-Ingenieur zu werden. Und Anandh hat jetzt den ersten Schritt dazu getan, dass es kein Traum mehr bleibt. Stolz hält er sein Hauptschulzeugnis in der Hand.

Anandh ist Flüchtling. Vor drei Jahre ist der heute 25-jährige aus Bangladesh geflohen. „Ich war dort politisch verfolgt“, erzählt er. Über Russland kam er nach Deutschland, nach Dortmund.

Lern- und wissbegierig hat er sich die deutsche Sprache zunächst selbst beigebracht – „mit Hilfe des Internet“. Ein Kurs bei der Volkshochschule folgte und schließlich ein Deutsch- und Hauptschulkurs beim Evangelischen Bildungswerk.

Weitere 19 junge erwachsene Flüchtlinge, die jetzt in Dortmund, Hagen, Iserlohn und Hattingen leben, haben zusammen mit Anandh elf Monate lang die Schulbank gedrückt. Alle haben die Prüfung bestanden und ihren Hauptschulabschluss Klasse 9 bekommen.

„Ich freue mich mit Ihnen allen“, so Heiner Montanus, Leiter des Fachbereichs „Bildung und Begegnung“ der VKK, bei der Zeugnisübergabe.

Ob die Kokerei Hansa oder die Redaktion der Ruhrnachrichten, das Schulmuseum oder der Dortmunder Zoo: Im Laufe der letzten Monate haben die 20 jungen Frauen und Männer nicht nur trocken gebüffelt, sondern auch „vor Ort“ die deutsche Sprache, Mathematik, Biologie und Gesellschaftslehre und vor allem das Leben in Deutschland kennen gelernt. „Deutschland bedeutet Freiheit und Termine und ständiges Warten auf besseres Wetter“, so lautet ihre Kurzzusammenfassung.

Viele freundliche Worte und viel Lob gab es bei der Zeugnisverleihung. Die Schüler hätten den Lehrerinnen und Lehrern „immer das Gefühl gegeben, wie wichtig Ihnen das Lernen ist“, so Dr. Ruth Boketta, die als Projektentwicklerin für die Bildungseinrichtung für Flüchtlinge zuständig ist. Und umgekehrt meinten die ehemaligen Schülerinnen und Schüler, an das Team der Lehrerinnen und Lehrer gewandt: „Wir haben Ihnen viel zu verdanken“.

Der Hauptschulkurs für die Flüchtlinge war ein Pilotprojekt des Evangelischen Bildungswerks und des Projektverbundes Aufbruch PortinPlus. Sein Erfolg lässt darauf hoffen, dass es nicht bei dem Probedurchlauf bleibt. „Wir wollen, dass jeder Flüchtling in Dortmund mindestens den Hauptschulabschluss der Klasse 9 bekommt“, so Detlev Becker von PortinPlus.

Deshalb ist angedacht, bis zum kommenden Schuljahr eine Bildungseinrichtung für erwachsene Flüchtlinge auf die Beine zu stellen. Und zwar zusammen mit dem Evangelischen Bildungswerk, denn „die können das wirklich gut“, lobte Thomas Wild von PortinPlus.

Übrigens: vier der zwanzig Flüchtlinge machen weiter. Sie gehen jetzt in die Kurse zur Erlangung der Fachoberschulreife. Anandh ist dabei. Das wird der zweiter Schritt, um seinen Traum zu verwirklichen.

20 junge Flüchtlinge freuen sich über ihren Hauptschulabschluss. Unser Foto zeigt sie zusammen mit ihren Betreuerinnen und Betreuern. Foto: Stephan Schütze