Wie in jedem Jahr feierte die Dortmunder Mitternachtsmission e. V. ihren traditionellen Adventsgottesdienst in der Stadtkirche Sankt Petri. Für musikalische Begleitung sorgen Hannah Schmidt und Tim Gruber an Orgel und Trompete, Felix Krämer vom Rotary Club Dortmund Westentor lud zum Nachdenken ein. In ihrer Predigt beschrieben die Ständig Stellvertretende Superintendentin Leonie und Andrea Hitzke, die Leiterin der Mitternachtsmission, ihre Gedanken beim Anblick eines Bildes aus dem „Anderen Adventskalender“ – im eisigen Polarmeer kommt ein Schiff mit leuchtend roten Segeln geschwommen. Wen es wohl mitbringt?
„Schon bei unseren Adventsgottesdiensten letztes Jahr und 2022“, so Hitzke, „wurde unsere Welt erschüttert durch die Kriege in der Welt und besonders in der Ukraine.“ Sie habe gedacht: „Die Menschen wünschen sich so sehr den Frieden und brauchen den auch. Das müssen wir doch hinkriegen. Aber nein! Im Gegenteil. Der Krieg, der ja auch ein gutes Geschäft ist, wird weiter angefeuert.“ Neue Kriege kamen hinzu. Gewalt, Armut und Perspektivlosigkeit und natürlich Krieg führen zu Fluchtbewegungen. „Und natürlich wollen die Menschen dorthin, wo es Sicherheit und eine bessere Lebensperspektive gibt“, so Hitzke.
Auch viele Klient*innen der Mitternachtsmission sind so nach Dortmund gekommen. „Doch obwohl sie von massiver auch sexueller Gewalt, Menschenhandel und sexueller Ausbeutung betroffen sind und schwere gesundheitliche und seelische Folgen davontragen, erhalten viele keinen internationalen Schutz in Deutschland.“ Das rettende Boot, die Mitternachtsmission, könne für einige leider nur vorübergehend Schutz und Unterstützung bieten. „Aber doch! Es gibt auch Licht, das das rettende Boot in einen sicheren Hafen leitet. Die Mitarbeiterinnen der Mitternachtsmission leisten trotz aller schwierigen Umstände und Bedingungen unermüdlich Unterstützung für die Menschen, die Schutz und Unterstützung suchen. Und dies ist möglich, weil engagierte Menschen uns, die Mitternachtsmission sowohl finanziell aber auch ideell sehr unterstützen. Das sind unsere Förderer, die uns finanziell stärken und die hinter uns stehen. Aber auch die Stadtgesellschaft, die unsere Arbeit ausdrücklich wertschätzt. Dafür sind wir sehr dankbar und froh“, so Andrea Hitzke.
Leonie Grüning nahm die Perspektive der westlichen Länder ein: „Das Einzige, was uns Sicherheit bietet, ist unser eigener Wohlstand. Und den verteidigen wir – aus Angst vor Verlust. Wir sorgen uns, halten fest, halten zusammen, unbeweglich und starr – oftmals ohne Möglichkeiten, uns zu bewegen und zu verändern. Also kommt das Schiff zu uns, bringt Beweglichkeit und Veränderung, die Menschlichkeit in Person – kein Wunder, dass in Bethlehem nur noch ein Stall frei war. Und kein Wunder, dass diese Menschlichkeit die Welt verändert hat.“
Im Anschluss waren alle Besucher*innen zum gemeinsamen Adventskaffee eingeladen.