Was tun, wenn Neonazis zum Gemeindefest kommen?
Stellen Sie sich vor, Neonazis kommen auf das Gemeindefest. Entweder friedlich Bier trinkend, um zu zeigen: „Wir gehören dazu.“ Oder um ihre Parolen zu verbreiten. Für die Dorstfelder Gemeinde ist das keine Vorstellung, sondern Wirklichkeit.
Deshalb hat sich die Elias-Gemeinde jetzt gewappnet. In Diskussionen, konkretem Verhaltenstraining und einer Strategieplanung hat sie sich langfristig vorbereitet und fit gemacht, um den Rechten in solchen Situationen entgegenzutreten.
Die Praxisprobe hat sie im Sommer auf ihrem Gemeindesfest in Dorstfeld bestanden. Ihre Erfahrungen hat sie jetzt beim Arbeitskreis „Christen gegen Rechtsextremismus“ vorgestellt.
Von einigen Störfällen beim Gemeindefest berichtete Pfarrer Christian Höfener-Wolf, die von einem extra dafür ausgebildeten Team souverän gelöst werden konnten. Wichtig für das überlegene Handeln war die lange, gute und konkrete Vorbereitung dafür.
„Ich war froh“, so Höfener-Wolf, „dass wir genau solche Situationen monatelang geübt hatten.“ Wichtig sei dieses Handeln gewesen, weil „wir verhindern müssen, dass die Rechtsextremen noch mehr Räume besetzen“, so Dr. Fritz Gnad von der Gemeinde.
Denn wenn Neonazis zu einem Gemeindefest kommen, dann wollen sie nicht einfach mitfeiern, sondern sich als „normale Nachbarn“ darstellen. Jedes noch so harmlos erscheinende öffentliche Auftreten dient ihrem politischen Zweck erläutert Friedrich Stiller, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung, der Projektkoordinator war.
Das Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ hat das Projekt gefördert. Von den Erfahrungen der Elias-Gemeinde sollen jetzt auch andere profitieren. Vorgesehen ist eine Präsentation und Austausch mit den Dorstfelder Vereinen und, falls gewünscht, auch eine EKD-weite Unterstützung anderer Kirchengemeinden. Eine gedruckte Dokumentation ist in Vorbereitung.