10.10.2016 // Jahresthema "Weite wirkt"

Der globale Kampf um Boden

Über Landkonflikte in Tansania und West-Papua informierten Pfarrerin Kirsten Potz von der MÖWe und Norman Voß vom Westpapua-Netzwerk.

Berichte über Landkonflikte in West Papua und Tansania

In Afrika, Asien und Südamerika kaufen oder pachten Staaten oder multinationale Konzerne große Landflächen, um Plantagen für Nahrungsmittel oder für die Energieproduktion anzulegen oder Rohstoffe abzubauen. Dabei wird oft die lokale Bevölkerung getäuscht oder betrogen. Menschen werden mit Gewalt von ihrem Land vertrieben.

Über Landkonflikte in Tansania und West Papua informierte eine Veranstaltung in der Werkstatt Ökumene/Eine Welt in Schüren Anfang Oktober. Das sei "Kolonialismus in neuem Gewand, der Menschen ihre Lebensgrundlagen nimmt, die Umwelt zerstört und den Klimawandel vorantreibt", hieß es in der Einladung dazu. Pfarrerin Kirsten Potz von der MÖWe und Norman Voß vom Westpapua-Netzwerk zeigten wie in den beiden Ländern das „landgrabbing“ zunimmt.

In West-Papua geht es um Gold, Kupfer, tropische Hölzer und Landflächen für die Agrarindustrie, an denen internationale und indonesische Bergbau- und Agrarkonzerne großes Interesse haben. Die multinationalen Konzerne verführten die indigenen Gemeinschaften durch Geldangebote, so Norman Voß. Die Gemeinschaften erkennen die langfristigen Folgen der Verkäufe oder Verpachtungen nicht. Militär, Polizei und andere offizielle Stellen begingen wegen Profitbeteiligung Menschenrechtsverletzungen, berichtete er.

Bei der Berichterstattung über die Menschenrechtsverletzungen spielen die Kirchen eine große Rolle. Internationale Medien und Organisationen haben kaum Möglichkeiten über die Situation zu berichten. Die indigenen Gemeinschaften hofften allerdings darauf, damit es endlich einen Dialog auf Augenhöhe zwischen den Papua und der indonesischen Regierung in Jakarta gibt.

Die Niederlande startete Ende der 50er Jahre eine politische Entwicklung, die West-Neuguinea bis 1970 in die Unabhängigkeit führen sollte. "Am Ende eines beschämenden Kapitels westlicher Diplomatie wurde unter dem Druck der USA und Mithilfe der UNO West-Papua an Indonesien übergeben", erklärte Voß. Seit Mitte der 80er Jahre gibt es eine große Einwanderungswelle aus anderen Teilen Indonesien. Inzwischen machen die indigenen Papua nur noch etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung in West-Papua aus.

Über die Folgen der Vergabe von Landrechten an Konzerne in Tansania berichtete Kirsten Potz von der MÖWe. In der Region Kisarawe 70 Kilometer südwestlich von Dar es Salaam baute eine britische Firma vier Jahre lang Jatropha zur Treibstoffgewinnung an. Von den Versprechungen des Investors habe sich keine erfüllt, berichtete Potz. Es gibt keine Schulen, Gesundheitsdienste oder Straßen. Weder der Zeitrahmen für die Leistungen noch noch die Höhe der Entschädigung waren festgeschrieben worden.

Foto: Stephan Schütze
Pfarrerin Kirsten Potz (m.) und Norman Voß (r.) informierten über die Folgen des "langrabbing" in Tansania und West-Papua.