15.11.2017

Der Schatz des Anderen

Muslime und Christen reden über ihren Glauben.

Es hatte etwas von einem Experiment. So drückte es Thomas Müller aus. Müller ist Presbyter der St. Mariengemeinde und engagiert im Unterstützerkreis für Flüchtlinge. Deswegen kam er auf die Idee, Muslime und Christen einzuladen, um gemeinsam über den jeweiligen Glauben zu sprechen. Bewusst wandte sich die Einladung nicht an Funktionsträger von Kirche oder Moscheegemeinden, sondern jeweils an die Gemeindeglieder.

„Es geht nicht um eine Debatte über Richtig oder Falsch, sondern wir laden ein zum respektvollen Zuhören.“ Mit diesen Worten begrüßte Müller die rund zwei Dutzend Besucher im Mariengemeindehaus. „Zeigen was ich liebe“ war deshalb auch die Überschrift des Abends. An ihm ging es um zuhören statt argumentieren und respektieren statt überzeugen.

„Wir haben die Chance, vom Schatz des anderen etwas zu erfahren“, so Müller. Gemeinsam mit weiteren Mitarbeitenden des Arbeitskreises „Flüchtlinge“ und mit Pfarrerin Beate Heßler vom Amt für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung moderierte er den Abend. Chorleiterin Gisela Schneider sorgte für die musikalische Begleitung.

An vier Tischgruppen kamen die Besucher miteinander ins Gespräch über Fragen wie: „Was bedeutet mir die Bibel bzw. der Koran?“, „Wie bete ich?“, „Wie ist mein Glaube entstanden?“, „Was verbindet mich mit meiner Gemeinde?“.

Schnell wurden Ähnlichkeiten zwischen dem Christentum und dem Islam diskutiert – so die Berufung auf den Stammvater Abraham und der Glaube an einen Gott. Doch auch die Verwurzelung im eigenen Glauben kam zum Ausdruck: „Mit der Bibel bin ich näher bei Gott als beim Koran.“ Oder umgekehrt: „Der Koran zeigt mir besser, wie ich leben soll und wie sich die Menschen benehmen sollen.“

Mit einem  gemeinsamen Abendessen und einem anschließenden Abendlob haben die Besucher die Veranstaltung beschlossen.

Ein Experiment war es, hatte Thomas Müller vor der Veranstaltung gesagt. Am Schluss des Abends war klar: es war ein gelungener Anfang.

Foto: Stephan Schütze
Sie waren neugierig, etwas über die andere Religion zu erfahren. Foto: Stephan Schütze