Von Dirk Loose
„Wow, das war Kirchentag pur heute“, sagte mein Sitznachbar nach dem Kirchentagssonntag- Gottesdienst in der Reinoldikirche zu mir. Dieser Gottesdienst hat sichtlich berührt. Ein emotionales Feuerwerk mit Musik, poetischen Texten und ehrlichen, mutigen und beherzten Impulsen von der Intendantin des Dortmunder Schauspiels Julia Wissert und dem Wortkünstlers Hannes Lage alias Hurt Rambis.
Die Losung des Kirchentages „mutig-stark-beherzt“ aus dem 1. Korintherbrief des Paulus hat Julia Wissert mit der Neuentwicklung von Wagners „Ring der Nibelungen“ in Verbindung gebracht. Sehr eindrücklich erzählte sie davon, wie der in Datteln geborene Regisseur Necati Öziri, Sohn türkischer Eltern, sich mit Richard Wagners Kosmos, überwältigender Musik und Erzählung auseinandergesetzt hat. Wie er die Frage nach der deutschen Identität mit aufrüttelnder Dringlichkeit aus der Perspektive eines Gastarbeiterkindes stellt. Und was es bedeutet, wenn die Arbeit und Vorbereitung auf ein Bühnenstück von der Wirklichkeit eingeholt wird und alles verändert – sowohl das Stück als auch die, die es auf die Bühne bringen und dort spielen.
Das nämlich passierte in den letzten Wochen durch das Bekanntwerden des Potsdamer Geheimtreffens mit den Deportationsplänen von AFD und Identitären. Schauspiel setzt sich aktiv mit politischen gesellschaftlichen Prozessen auseinander und ist Teil des Diskurses, so Julia Wissert. Im Gottesdienst war zu spüren: Das macht es so aktuell und beweglich und bewegend und verletzlich.
Hannes Lage slamte danach mit Sprachpoesie über die Losung „mutig-stark-beherzt“. Auch er bezog Stellung und gab eine „Zeitansage“:
„Wir stell’n uns mutig und beherzt / allem Schlechten entgegen /
den der rechte Weg / ist niemals der von rechten Ideen /
unsere Vergangenheit ist dunkel / dorthin dürfen wir nie wieder gehen /
lasst all eure Dinge / in der Liebe geschehen.“
Tobias Schneider (Klavier) und Esperance Mirindi (Gesang) bewegten mit offener Weltmusik aus verschiedenen Kontinenten und neuen sowie bekannten Kirchentagssongs. Ein rundum gelungener Gottesdienst, „mutig, stark und beherzt“ fanden Josef Niehaus und Susanne Birkenfeld mit vielen Besucher*innen zur Verabschiedung.