Aktionswochen "Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima"
Zum Schluss des Pressegesprächs stehen Yukimi Hagiwara die Tränen in den Augen: "Die Atomkatastrophe von Fukushima ist nicht das Problem von uns Japanern, sondern von allen Menschen auf der Welt".
Wenig später am Freitag, 7. März wird sie mit weiteren japanischen Gästen bei der Eröffnung der dritten Europäischen Aktionswochen "Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima" sprechen. Die Mutter von zwei Kindern, sechs und neun Jahre alt, ist im März 2011 gemeinsam mit ihren Kindern aus Fukushima geflohen.
Drei Jahre nach der Atomkatastrophe: deutlich mehr Fälle von Krebs, dürftige Informationen und strenge Gesetze gegen "Geheimnisverrat". "Wir glauben längst nicht mehr daran, dass Regierungen uns bei solchen Katastrophen mit den wirklichen Informationen versorgen", sagte Peter Junge-Wentrup, Geschäftsführer des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks (IBB).
Anfang März hatte der IBB ins Dortmunder Rathaus eingeladen zur Eröffnung der Aktionswochen. Die Meinung von Junge-Wentrup wurde hier von den japanischen Gästen bestätigt. Dr. Isamu Takamatsu, Kinderarzt aus Osaka, berichtete, dass in den betroffenen Gebieten Kinder 40 mal häufiger an Schilddrüsenkrebs erkranken als üblich.
Gleichzeitig leugnet die japanische Regierung jeden Zusammenhang mit dem Atomunfall. Ärzte werden sogar angehalten, Untersuchungen nicht korrekt durchzuführen. Der Journalist und Antiatomaktivist Toshiya Morita warnte, dass die Kernschmelze in den Reaktorblöcken voranschreitet.
"Die Gefahr einer Katastrophe weit größeren Ausmaßes als bisher ist real." Jeden Tag fließen 4.000 Tonnen radioaktives Wasser ins Meer. Aus ihm hat sich eine riesige kontaminierte Wasserblase gebildet, die noch in diesem Jahr die amerikanische Westküste erreichen wird.
Junge-Wentrup findet es völlig unverständlich, dass es eine "tickende atomare Zeitbombe in Japan gibt und auch unsere Regierung zur Tagesordnung übergeht."
Die Europäischen Aktionswochen, die in neun Ländern und rund 150 Städten stattfinden, sind ein Projekt des IBB. Gefördert werden sie unter anderem von der Evangelischen Kirche von Westfalen und dem Evangelischen Kirchenkreis Dortmund. Im Mittelpunkt stehen Gespräche mit Zeitzeugen aus Japan, Belarus und der Ukraine.