26.06.2013 // Interreligiöses Gebet

Die Würde des Menschen ist (un)antastbar

Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde.

18. Interreligiöses Gebet für Frieden und Versöhnung

Das Kreuz des Christentums und der siebenarmige Leuchter des Judentums, der Schriftzug Allahs und der neunzackige Stern der Bahá’i – die Symbole von vier Weltreligionen präsentierte der Lichtmaler Leo Lebendig in einer kleinen Installation vor dem Altarraum der Kirche St. Bonifatius.

Symbole des Glaubens der Religionen an ihren Gott. An denselben Gott? Der Großteil der weit über hundert Besucherinnen und Besucher der katholischen Kirche in der Nähe des Rheinlanddamms wird die Frage bejaht haben. Sie waren am 25. Juni zum 18. Interreligiösen Gebet für Frieden und Versöhnung gekommen.

Akteure wie Besuchende waren Angehörige der vier Religionen. Gemeinsam suchten sie einen religiösen Zugang zu dem wichtigen profanen ersten Artikel des Grundgesetzes. „Die Würde des Menschen ist (un)antastbar“, so das Thema des Abends.

In den Texten  und Gebeten aus den unterschiedlichen Religionen wurde deutlich, was sie dazu sagen und vor allem, wie inhaltlich ähnlich die Aussagen sind. „Der grundlegende Text“, so Barbara Samuel von der Jüdischen Kultusgemeinde, „für die Begründung der Würde des Menschen steht in der Bibel im Schöpfungsbericht.“

Es ist Genesis 1,27: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde.“ Diese Gottesebenbildlichkeit sei es, die die Würde und Freiheit jedes Menschen begründe. Und seine Gleichheit. „Ein Araber“, las Thomas Ridwan Heimburger aus der Abschiedsrede – dem „Testament“ – Mohammeds, „ist nicht vorzüglicher als ein Nichtaraber, noch ein Nichtaraber vorzüglicher als ein Araber; ein Schwarzer ist nicht vorzüglicher als ein Weißer, noch ein Weißer vorzüglicher als ein Schwarzer.“

Die Wurzel menschlicher Größe, so Minu Hedayati für die Bahá’i, seien „gute Eigenschaften und Tugenden“.  Dass die Überlieferungen der Religionen auch Motivation zum Handeln sein kann, machte Ute Guckes im christlichen Gebet deutlich: „Wir bitten dich Gott, mach uns mutig einzugreifen, wenn wir sehen, dass jemand ungerecht behandelt, bedrängt oder misshandelt wird.“

Dieses Motiv des Aktivwerdens für die Gerechtigkeit griff Rainer Schwarz im gemeinsamen Gebet der Religionen an den einen Gott auf: „Hilf uns einzutreten gegen Ausgrenzung, hilf uns einzutreten gegen Ausbeutung, hilf uns einzutreten gegen das hemmungslose Ausleben des Eigennutzes.“

Musikalisch begleitet haben den Abend David Orievski (Violine), Sabine Lurie (Gitarre) und Bernd Rosenberg (Akkordeon). Großen und anhaltenden Applaus gab es für ihre Musikstücke aus der jüdischen Tradition.

Das Interreligiöse Gebet wird jährlich einmal veranstaltet u. a. von den Vereinigten Kirchenkreisen, der Katholischen Stadtkirche, der Jüdischen Kultusgemeinde, der Bahá’i-Gemeinde, verschiedenen Moscheegemeinden und dem Dortmunder Islamseminar.

Zum 18. Mal veranstaltete der Trägerkreis aus Juden, Muslimen, Christen und Bahá’i das gemeinsame Interreligiöse Gebet. Foto: Stephan Schütze