12.03.2021

Ein Besuch zum 500. Geburtstag

Das "Goldene Wunder von Westfalen" zeigt sich von unterschiedlichen Seiten

Länger als gewohnt zeigt sich das Antwerpener Altarretabel in der Stadtkirche St. Petri in diesem Jahr von seiner geschlossenen Seite. Die ursprüngliche "Alltagsansicht", die üblicherweise in der Karwoche zu sehen ist, finden Besucher*innen schon seit dem 28. Februar. In einem ökumenischen Gottesdienst aus der Reihe "Gottesdienst unaufgeregt", den man auf der Internetseite der Ruhr Nachrichten live verfolgen konnte, wurde die Altarwandlung vollzogen, die Seitenflügel der Goldseite des Altars wurden dabei eingeklappt.

Bis Ostern bleibt die Alltagsseite zu sehen, bis nach einer erneuten Wandlung wieder die prachtvolle Goldseite, die "Festtagsseite!" zu bewundern ist. Dann präsentiert sich das ‚Goldene Wunder von Westfalen‘, wie der Antwerpener Flügelaltar gerne genannt wird, wieder in seinem gesamten Umfang. Und das in seinem Jubiläumsjahr. Am Aschermittwoch jährte sich die Auftragsvergabe an die Antwerpener Künstler zum 500. Mal. Am 20. Februar 1521 wurde der Vertrag zur Anfertigung eines Hochaltars geschlossen.

Dessen Fertigstellung nahm einige Jahre in Anspruch, bis seine Einzelteile auf mehreren Wagen mühsam nach Dortmund verfrachtet und dort aufgestellt wurden. Angestammter Platz für den Altar war das damalige Dortmunder Franziskanerkloster. Dort verblieb der Altar bis zur Auflösung des Klosters und kam zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die Stadtkirche St. Petri.

In den darauffolgenden Jahrzehnten musste das Altarretabel mehrere Ortswechsel erdulden und entging im 2. Weltkrieg nur knapp der Zerstörung. Erst 1967 kehrte das ‚Goldene Wunder‘ wieder nach St. Petri zurück.

Die dritte Seite des Flügelaltars wird durchgehend von Gemälden geziert, die vornehmlich von Frauen im Umfeld Jesu erzählen. Diese Gemäldeseite, ursprünglich die Sonntagsansicht genannt, ist in diesem Jahr von Sonntag nach Pfingsten bis kurz vor dem Erntedankfest zu bewundern – vom 6. Juni bis zum 12. September.

Begleitende Veranstaltungen zum 500. Geburtstags des Antwerpener Altarretabels müssen derzeit coronabedingt noch ein wenig auf sich warten lassen. Ein Geburtstagsbesuch in aller Stille ist aber nach wie vor möglich. Es lohnt sich, sich dabei auf eines der vielen Details zu konzentrieren, mit denen die Künstler des 16. Jahrhunderts eine Fülle von Geschichten erzählt haben. Die Dortmunder St. Petri-Kirche ist jeweils dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 10 bis 16 Uhr zu Besichtigung, Gebet und stiller Andacht geöffnet.

Foto: Schütze/Archiv
Mit der geschlossenen ‚Alltagsseite‘ zeigt sich der Altar noch bis Ostern.
Foto: Schütze/Archiv