23.09.2015 // Ausstellung "Saints"

Ein bisschen heilig

Die Ausstellung "Saints" in St. Reinoldi macht ganz normale Menschen zu Heiligen. Ein besonderer Fokus: Flüchtlinge.

Ausstellung „Saints“ in St. Reinoldi

Sind wir nicht alle ein bisschen heilig? Unbedingt sogar – diese Position macht sich die Ausstellung „Saints“ in St. Reinoldi bildhaft zu eigen: Ab dem 24. September werden dort ganz normale Menschen zu Heiligen. Ein besonderer Fokus der Portraits von Nils Laengner liegt auf Flüchtlingen.

Was haben diese Augen gesehen? Warum guckt die Frau so ernst? Was hat den Mann so herzlich zum Lachen gebracht? Und welche Geschichte hat der kleine Junge? Es ist eine ungewöhnliche Begegnung, die die Ausstellung in St. Reinoldi ermöglicht: die Begegnung mit Wildfremden – denen wir doch so nahe kommen, wie kaum jemand anderem im Alltag. 44 Portraits von Menschen aus 16 Nationen hat Nils Laengner portraitiert, immer vor einem goldenen Kreis auf schwarzem Grund, inspiriert durch die orthodoxe Ikonenmalerei. Jeder Mensch hat eine Bedeutung, jedes Leben hat Würde – diese Botschaft wollten der Fotograf und sein künstlerisches Projektteam aus Ulrike und Tom Laengner zu Bildern machen. Eine Haltung, die auch Superintendent Ulf Schlüter für das Projekt begeistert: „Wir als Protestanten betrachten den Menschen als Ebenbild Gottes. Das macht seine Heiligkeit aus. Und die gilt für ausnahmslos jeden – es gibt keine Unterscheidungen nach Herkunft, Geschlecht, Alter oder sonstigen Kategorien.“ 

Kraft und Einzigartikeit

Tatsächlich strahlen die Dargestellten Kraft aus, Einzigartigkeit und etwas berührend Innerliches. Beim Fotografieren haben sie Bibelverse gelesen, die die Einzigartigkeit und den Wert eines jeden Menschen betonen. Eine Perspektive, die insbesondere mit Blick auf die Situation der Flüchtlinge wichtig ist – und einen Gegenpol zu den Bildern der vermeintlich bedrohlichen Massen bildet: So sind unter den Portraitierten auch einige Menschen, die in der Notunterkunft an der Adlerstraße in Dortmund Zuflucht gefunden haben. „Wir wollten ursprünglich auch ihre Geschichten erzählen, aber von dieser Idee haben wir uns verabschiedet“, erklärt Fotograf Nils Laengner. „Wir wollen den Menschen als Menschen zeigen.“ Und so findet der Betrachter nichts weiter als einen Namen und das Bild  - keine Angaben zu Herkunft, Beruf, Erlebtem. „Man hat sonst ja auch schnell Schubladen parat wie zum Beispiel DER Flüchtling. Dabei war er gerade vielleicht noch Arzt, Friseur oder Kaufmann. Wichtig ist, jedem Einzelnen unverstellt zu begegnen“, sagt Ulrike Laengner. Der Gang durch die Ausstellung wird so zu einem berührenden Erlebnis: Mensch trifft Mensch.

Die Kraft der Bilder

Und Mensch trifft Bild: Denn die Ausstellung, die im Rahmen des Jahresthemas „Kirche und Bild“ stattfindet, verdeutlicht auch ohne viele Worte, wie viel ein solches Zusammentreffen auslösen kann. „Man denke nur an das Foto des toten Jungen am Strand – das hat die Weltpolitk verändert. Daran sieht man, welche Kraft Bilder haben können“, sagt Pfarrer Michael Küstermann, Projektleiter von „Kirche und Bild“.

Foto: Stephan Schütze
Ulrike Laengner, Nils Laengner, Ulf Schlüter und Michael Küstermann in der Ausstellung "Saints" in St. Reinoldi.