31.07.2019

Ein Land so karg und vielfältig zugleich

Rundreise durch Namibia mit dem Ferien- und Freizeitdienst

Namibia ist seit über 30 Jahren eines meiner Traum-Reiseziele. Doch eine Individualreise kam nie zustande. Dann stieß ich auf den Ferien- und Freizeitdienst (FFD), der im Mai dieses Jahres eine Rundreise nach Namibia anbot.

Zugegeben, ich war skeptisch: eine Rundreise? Mit fremden Menschen? Würde ich auf meine Kosten kommen und das sehen können, was ich schon immer sehen wollte? Am 3. Mai ging es los. Gemeinsam mit dem Zug zum Frankfurter Flughafen. Reiseleiter Jürgen wusste genau Bescheid. Wo kann man im Flughafen etwas zu trinken kaufen, wie kann man Wartezeit überbrücken und vieles mehr.

Von Anfang an fühlte ich mich gut informiert und gut aufgehoben. Die Gruppe kannte sich zu dem Zeitpunkt bereits von zwei Vorbereitungstreffen und aus einer WhatsApp-Gruppe. Da ich erst sehr spät dazugestoßen war, hatte ich nur ein Treffen mitgemacht. Ich war gespannt.

17 Leute waren wir. Nach dem Besuch der weltberühmten Dünen von Sossusvlei, sagte die Gastgeberin in der Deserthills Lodge beim Einchecken zu mir: „Ihre Gruppe besteht aber aus ungewöhnlich vielen Singles. Hat das einen besonderen Grund?“ Nein, hatte es nicht. Vielleicht nur den, dass wir reiselustige Menschen jenseits der 40 waren. Und ab einem gewissen Alter sind eben Menschen wieder oder immer noch Single. Das einzige Ehepaar in der Gruppe hatte wegen dieser Konstellation zunächst sogar Bedenken – das kennen sonst eher Singles in Reisegruppen. Aber die Bedenken haben sich aufgelöst – bei allen.

Wir haben auf dieser Reise wirklich viel gesehen. Ich war an allen Orten, an die ich reisen wollte – und an vielen weiteren, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte. Fast 3.700 Kilometer hat uns unser namibischer Busfahrer durch sein Heimatland gefahren. Ein Meister auf unbefestigten Straßen, der jede tiefe Delle so sanft wie möglich zu nehmen versuchte. Ein stolzer Herero, der Bilder von seiner Frau und seinen Kindern auf dem Handy zeigte, von Zuhause erzählt hat und sich große Sorgen um seine verletzten Hunde machte.

Der erste Teil der Fahrt ging durch die verschiedenen Wüsten und Halbwüsten Namibias wie der Kalahari, der Namib oder der Naukluft-Region. Ich habe noch nie Sand in so vielen Farben gesehen: rot, gelb, weiß, grün und schwarz. Ich habe den Unterschied zwischen Lang- und Sicheldünen gelernt, von geologischen Verwerfungen und Magmablasen gehört und deren Resultate gesehen. Ein Land so karg und gleichzeitig so vielfältig. In den gigantischen Fish-River-Canyon zu blicken, ist schon ein ergreifendes Gefühl.

Nach der Wüste kam das Meer. Zwischenstopp in Swakopmund mit einer Bootsfahrt nach Walvis Bay. Es war zu Beginn sehr nebelig. Aber der Nebel ist für die Wüste existenziell, denn er zieht ins Landesinnere und versorgt die Wüstenpflanzen und -tiere mit Wasser. Während der Schiffstour kamen freche Pelikane und Möwen an Bord. Auf den Robbenbänken lagerten Tausende von Tieren. Sogar Delphine huschten am Boot vorbei. Auch Flamingos bekamen wir zu Gesicht.

Auf dem Weg zu noch mehr Tieren im Etosha-Nationalpark machten wir noch Bekanntschaft mit einer erstaunlichen Pflanze. Die Welwitschia mirabilis wächst mit ihrem „Stamm“ unter der Erde. Nur zwei Blätter schauen aus der Erde. Viele dieser Pflanzen sind mehrere hundert Jahre alt, die ältesten Exemplare sogar 2000 Jahre.

Und dann gab es Tiere. Von A wie Antilopen über Elefanten, Giraffen und Nashörner bis Z wie Zebras war alles dabei. Löwen haben wir nicht gesehen, dafür wunderschöne Geparden und einen ziemlich faulen und satten Leoparden. Und dann waren wir auch schon wieder auf dem Rückflug. Zwei Wochen sind wirklich schnell vergangen. Mein Fazit: Es war anstrengend und schön zugleich. Mit dem FFD immer wieder. Vielleicht im nächsten Jahr in Südafrika.

Von Gesine Lübbers

Foto: Gesine Lübbers
Auf dem Reiseprogramm durften die berühmten Dünen von Sossusvlei nicht fehlen.
Foto: Gesine Lübbers